Benchmarking der Wasserversorgung in Bayern zeigt Handlungsbedarf bei Kostendeckung

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Für jeden achten Teilnehmer des Benchmarkings der bayerischen Wasserversorgung besteht unmittelbarer Handlungsbedarf im Hinblick auf die Kostendeckung. Bei diesen Versorgern werden weniger als 95 Prozent  des handelsrechtlichen Aufwands über Preise bzw. Gebühren gedeckt, heißt es in dem Bericht „Effizienz- und Qualitätsuntersuchung der kommunalen Wasserversorgung in Bayern 2016 (EffWB)“, den die Unternehmensberatung Rödl & Partner Anfang Juli vorgelegt hat.

Im Falle einer Neukalkulation sollte die individuelle Situation vor Ort in die Überlegungen einer möglichen Anpassung der Entgelte integriert werden, empfiehlt der Bericht zu den Eckdaten der 6. Hauptrunde des Kennzahlenvergleichs Wasserversorgung Bayern. Dies gelte vor allem für das Verhältnis zwischen der Kosten- und der Erlösstruktur. Tarifmodelle von Versorgern mit negativen demographischen Entwicklungen, die überwiegend von mengenabhängigen Erlösen geprägt sind, sollten „baldmöglichst der Vergangenheit angehören“, schreibt die Unternehmensberatung. Von den Teilnehmern der aktuellen sechsten Hauptrunde finanzierten sich aber diejenigen teilnehmenden Unternehmen, die seit 1990 einen Rückgang der Bevölkerung in ihrem Versorgungsgebiet zu verkraften hatten, im Mittel nach wie vor überwiegend durch variable Erlöse. Im untersuchten Wirtschaftsjahr 2015 werde für diese Versorger ein Finanzierungsanteil von nur 11 Prozent über fixe Erlöse ausgewiesen. Demgegenüber standen den Angaben zufolge Fixkosten von im Mittel 90 Prozent.

In Anbetracht der Kostenstruktur wären Finanzierungsanteile im fixen Bereich des Grundpreises und der Grundgebühren von 30 Prozent und mehr wünschenswert gewesen und hätten dazu beigetragen, die Erlössituation dieser Versorger zu stabilisieren, so Rödl & Partner. Über ein solches Tarifmodell verfüge aber keines der betrachteten Unternehmen. Die Notwendigkeit der Anpassung der Fixerlösanteile sollte im Einzelfall geprüft werden, empfiehlt der Bericht. Die preis- und gebührenrelevanten Kosten seien nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen zu ermitteln. Eine Anpassung der Entgelte sollte behutsam erfolgen, wobei auf Belastungsspitzen innerhalb der einzelnen Kundengruppen zu achten sei.

"Bei Teilnehmerzahl Luft nach oben"

Die Teilnehmerzahlen an dem Benchmarkingprojekt werden von Rödl & Partner als nicht zufriedenstellend bezeichnet. Zwar sei mit 109 angemeldeten Unternehmen in der aktuellen Projektrunde wieder eine dreistellige Teilnehmerzahl zu vermelden, die fast das Niveau des bisherigen Rekordjahres 2009 von 113 Teilnehmern erreicht habe. An der Runde 2012 hatten 72 Unternehmen teilgenommen. „Bei mehr als 2.200 Wasserversorgern in Bayern besteht noch erheblich Luft nach oben“, heißt es in dem Bericht. Deutlich mehr Wasserversorger in Bayern und insbesondere die großen Versorger müssten die Effizienz- und Qualitätsuntersuchung der kommunalen Wasserversorgung in Bayern als ein Instrument zur Einschätzung und Verbesserung der eigenen Leistungsfähigkeit erkennen. Von den teilnehmenden Unternehmen hätten 66 Prozent bereits an einer früheren Runde teilgenommen. „Wer jedoch glaubt, die Projektträger und -unterstützer des bayerischen Benchmarkings würden den nächsten Zwischenrunden und der Hauptrunde im Jahr 2019 gelassen entgegen blicken, dürfte eines Besseren belehrt werden“, heißt es in dem Bericht.

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