BUND Naturschutz in Bayern kritisiert Wasserkraft-Pläne an Iller-Quellbächen

„Planungen in Oberstdorf in Vorranggebieten für den Naturschutz“

Der BUND Naturschutz in Bayern (BN) hat Wasserkraft-Pläne an den Iller-Quellbächen kritisiert. Der Naturschutz habe hier, auch aus rechtlicher Sicht, absolut Vorrang, heißt es in einer Mitteilung des Umweltverbandes. Der BN behält sich nach eigenen Angaben daher vor, mit allen rechtsstaatlichen Mitteln Baumaßnahmen an den Iller-Quellbächen zu verhindern. Die Wasserkraftwerksplanungen in Oberstdorf befinden sich in Vorranggebieten für den Naturschutz, der in Deutschland Verfassungsrang habe und daher von überragendem öffentlichen Interesse sei, führt der BUND Naturschutz aus.

Der BN geht davon aus, dass in strengen Schutzgebieten auch weiterhin der Naturschutz Vorrang vor der Erzeugung erneuerbarer Energien habe. Der Managementplan des Fauna-Flora-Habitat-Gebietes formuliere als Schutzziel, dass unter anderem jegliche wasserbauliche Maßnahmen, die die Aktivität der Wildflussabschnitte beeinträchtigen, wie beispielsweise Geschiebesperren, Wehre, Ausbaggerungen, Kiesentnahme oder Ufersicherungen, unterlassen werden sollten

„Iller-Quellbäche speisen
viele Trinkwasserspeicher“

Der Bewuchs aus Bakterien, Pilzen und Algen auf Steinen und Kies trage zur Selbstreinigung der Bäche bei, so der BN. Die Iller-Quellbäche speisten viele Trinkwasserspeicher in der Region Kempten/Oberallgäu. Der BN weist darauf hin, dass die Arten der Bergbäche teils noch kaum erforscht seien und immer wieder Geheimnisse enthüllten, die für die Menschen nützlich sind, etwa im Hinblick auf UV‑absorbierende Substanzen in alpinen Cyanobakterien, die als umweltfreundlicher Zusatz zu Sonnencremes verwendet werden könnten.

„Potenziale der Wasserkraft
im Oberallgäu ausgeschöpft“

„Die Iller-Quellbäche sind einzigartige Naturjuwele von deutschlandweiter Bedeutung. Sie müssen genauso geschützt werden wie bedeutende Kulturdenkmäler wie das Schloss Neuschwanstein oder die Wieskirche“, erklärte Richard Mergner, Landesvorsitzender des BUND Naturschutz. In den Iller-Quellbächen sei noch ein Arteninventar zu finden, das einem nahezu unbeeinflussten Bergbach entspricht, sagte BN-Gewässerökologe Stefan Ossyssek. Hier kämen extrem seltene Insektenlarven vor, die gerade in Zeiten des Klimawandels naturnahe Bergbäche als Refugien brauchten. Wasserkraftwerke mit kilometerlangen Ausleitungen würden dieses natürliche System massiv schädigen – ein Verlust an Lebensraum und natürlicher Dynamik wäre die Folge.

Nach Darstellung von Christina Mader, Geschäftsstellenleiterin der BN-Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu liegen die großen Potenziale für erneuerbare Stromerzeugung im Oberallgäu in der Solar- und Windenergie. Bei der Wasserkraft sei das Potenzial vollständig ausgeschöpft. Ein geringes Potenzial liege nur noch in der Effizienzsteigerung bestehender Kraftwerke.

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