EUWID-Interview: "Die Situation hat sich etwas entspannt"

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Mit Inkrafttreten der novellierten Düngeverordnung Mitte 2017 ist die landwirtschaftliche Klärschlammverwertung in Norddeutschland deutlich zurückgegangen. Viele Kläranlagenbetreiber standen vor einem Entsorgungsengpass. Seitdem hat sich jedoch einiges getan. EUWID hat mit Ralf Hilmer, Geschäftsführer des DWA-Landesverbands Nord, und Rainer Könemann, Obmann des DWA-Fachausschusses KEK 13, EU-Belange und Strategiekommission Klärschlamm, darüber gesprochen.

Herr Könemann, wie ist die aktuelle Situation der Klärschlammentsorgung in Norddeutschland?

Könemann: Aktuell hat sich die Situation etwas entspannt. Seit 2017 sind die Entsorgungskosten stark gestiegen. Deshalb lohnt es sich für die Entsorger, den Klärschlamm auch zu den großen Mitverbrennungsanlagen nach Nordrhein-Westfalen, Sachsen oder Brandenburg zu transportieren. Viele Kläranlagenbetreiber haben Lagerkapazitäten geschaffen. Im Sommer 2018 und Frühjahr 2019 konnten einige Mengen in der Landwirtschaft verwertet werden. Die Flächen waren wegen der Trockenheit gut befahrbar. Die hohen Preise ermöglichten höhere Zuzahlungen an die Landwirte für die Abnahme von Klärschlamm.

Herr Hilmer, was hat sich seit dem Entsorgungsengpass im Herbst 2017 getan und wie sind Kläranlagenbetreiber mit ihrer akuten Notlage umgegangen?

Hilmer: Für viele Kläranlagenbetreiber war es am Anfang ein Schock. In Norddeutschland wurden fast zwei Drittel des Klärschlamms landwirtschaftlich verwertet. Verträge wurden im Herbst 2017 durch Entsorger gekündigt, die Preise stiegen sprunghaft an, die Entsorgung war nicht mehr für jede Kläranlage gesichert. Klärschlammlager quollen über. Bei vielen Treffen im DWA-Netzwerk Klärschlamm wurde nach Lösungen gesucht. Wo kann Klärschlamm entsorgt werden? Wo und wie können kurzfristig Lagerkapazitäten geschaffen werden? Wer kann Kollegen in der Nachbarschaft unterstützen? Was können wir gemeinsam anschieben? Es entstanden viele Kooperationen, das Suchen und Schaffen von gemeinsamen Lösungen.

Wie wird sich die Klärschlammentsorgung in Norddeutschland Ihrer Meinung nach zukünftig entwickeln?

Könemann: Wir gehen davon aus, dass die landwirtschaftliche Klärschlammverwertung nur noch eine untergeordnete Rolle spielen wird. In ackerbaulichen Regionen, wo ein Nährstoffbedarf besteht, werden dort ansässige Kläranlagenbetreiber ihre Klärschlämme voraussichtlich auch zukünftig in größerem Umfang bodenbezogen verwerten können, soweit es die Klärschlammverordnung mit ihren Vorgaben ermöglicht. Das Beispiel Südniedersachsen stimmt uns da hoffnungsfroh.

Hilmer: Positiv ist zu sehen, dass in allen norddeutschen Bundesländern eine Vielzahl von Klärschlammverbrennungsanlagen projektiert werden und auch hierbei viele Kooperationen bestehen. Wenn die angedachten Projekte weitestgehend realisiert werden, dann wird langfristig die Entsorgungssicherheit gegeben sein. Doch bis es so weit ist, gehen noch ein paar Jahre ins Land. Und bis dahin werden wir uns weiter einer Reihe von Herausforderungen stellen müssen, um die Entsorgungssicherheit vollumfänglich für alle gewährleisten zu können. Es wird nicht langweilig im DWA-Netzwerk Klärschlamm.

Das komplette Interview über die Klärschlammentsorgung in Norddeutschland lesen Sie in Ausgabe 36.2019 von EUWID Wasser und Abwasser, die heute als E-Paper und Printmedium erscheint. Die Fachzeitung informiert Leser mit knappem Zeitbudget kompakt über die relevanten Entwicklungen in der Wasser- und Abwasserbranche.

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