Elbvertiefung wird nach Angaben von Umweltverbänden nur wenig genutzt

BUND, Nabu und WWF: Tiefe der Elbe muss auf den Prüfstand

Im Hinblick auf die nach ihren Angaben nur geringe Nutzung der Elbvertiefung durch Containerschiffe haben die Umweltverbände BUND, Nabu und WWF erneut gefordert, die Baggerarbeiten zu stoppen und die Elbvertiefung zurücknehmen. „Die vorhandene Tiefe in der Fahrrinne der Elbe wird offensichtlich nicht genutzt, doch die Natur zahlt trotzdem einen hohen Preis. Das ewige Baggern gegen den Fluss muss beendet werden“, fordert das aus den Verbänden bestehende Aktionsbündnis Lebendige Tideelbe in einer Mitteilung von Anfang Oktober. „Die unhaltbare und unnötige Tiefe der letzten Elbvertiefung zurückzunehmen, ist die wirksamste Maßnahme, um die Sedimentmengen zu reduzieren und dem Fluss wieder eine Chance auf ein gesundes Ökosystem zu geben.“

Fahrrinne und Hafenbecken seien nach der letzten Elbvertiefung so verschlickt wie nie. „Die zuständigen Behörden lassen Baggerschiffe Tag und Nacht daran arbeiten, die planfestgestellte Tiefe irgendwie zu erreichen“, so die Verbände. Zusätzlich zu den negativen Auswirkungen dieser „verzweifelten Baggerei“ im Hauptstrom verschlickten auch die ökologisch wertvollen Seitenbereiche und Nebenelben, die Kinderstuben der vielen Elbfische.

Durchschnittliche Schiffsgröße
hat leicht abgenommen

Die Verbände verweisen auf eine Auswertung der Schiffsanläufe auf Basis der Daten des Schiffsmeldedienstes und unter Berücksichtigung der geltenden Befahrungsregeln, vorgenommen von Dipl.-Ing. Walter Rademacher. Für das erste Halbjahr 2023 ergeben sich demnach folgende Erkenntnisse: Von den 434 Containerschiffen ab 8.000 Standardcontainern (TEU), die den Hamburger Hafen angelaufen haben, hätten den seit der letzten Elbvertiefung zusätzlich verfügbaren Tiefgang nur 38 und damit 8,8 Prozent auslaufend und acht und damit 1,8 Prozent einlaufend teilweise genutzt. Alle übrigen 392 Schiffe hätten von der Vertiefung der Fahrrinne überhaupt nicht profitiert. Die durchschnittliche Schiffsgröße habe leicht abgenommen. 

„Ökologisches und
ökonomisches Desaster“

Statt also neue, immer größere Schiffe zu feiern, müsste die Tiefe der Elbe auf den Prüfstand. Denn es gibt mittlerweile mehr als genug Gründe, den Bedarf der Elbvertiefung in Frage zu stellen. Nach zuletzt 8,3 Mio. TEU im Jahr 2022 sei die Halbjahresbilanz des Hafens mit 3,8 Mio. TEU und damit einem Minus von 11,7 Prozent mager ausgefallen. Da ein relevantes Wachstum nicht absehbar sei und die Kosten u.a. für die Unterhaltungsbaggerungen immer weiter stiegen, sei eine Kosten-Nutzen-Betrachtung aus Sicht der Verbände längst überfällig. Ihr Fazit: „Die Elbvertiefung ist nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein ökonomisches Desaster“.

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