Nährstoffbericht Niedersachsen: Trotz richtiger Trends noch nicht am Ziel

28 Prozent der Grundwassermessstellen mit Nitratgehalten über 50 mg NO3/l

Bei der Nährstoffbelastung in den Grund- und Oberflächengewässern Niedersachsens zeigen sich gegenüber dem vorherigen Nährstoffbericht bisher kaum Veränderungen. 28 Prozent der 167 Grundwassermessstellen, die Niedersachsen für den bundesweiten Nitratbericht meldet, zeigten im Jahr 2021 Nitratgehalte über 50 mg NO3/l auf – genau wie im Vorjahr. „Der aktuelle Nährstoffbericht zeigt, dass wir in Niedersachsen immer noch vor regionalen Problemen stehen und trotz richtiger Trends noch nicht am Ziel sind“, erklärte Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) Ende März bei der Vorstellung des aktuellen Nährstoffberichts für den Zeitraum 2021/2022 der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK), bei der die Düngebehörde angesiedelt ist. Regionale Probleme gebe es insbesondere bei der endlichen Ressource Phosphat.

Aufs ganze Land gerechnet seien weniger organische und mineralische Dünger ausgebracht worden, aber es gebe weiterhin problematische Regionen, die die Werte entweder überschritten haben oder die knapp darunter liegen, so die Ministerin. Das sei ein großes Problem für das Grundwasser und die Oberflächengewässer.  

Es sei zu prüfen, ob und wann es sich im Grundwasser niederschlägt, dass der Nährstoffeintrag durch die Landwirtschaft in den vergangenen Jahren zurückgegangen ist. Zudem müssten insbesondere regions- und standortbezogen vorhandene Nährstoffüberschüsse konsequent abgebaut werden, um die daraus resultierenden Gewässerbelastungen aus dem Nährstoffeinsatz der Landwirtschaft weiter zu reduzieren und um die Ziele der EG-Wasserrahmenrichtlinie und EG-Nitratrichtlinie zu erreichen.

Dung- und Gärrestanfall
erneut gesunken

Der Dung- und Gärrestanfall aus der Tierhaltung und aus Biogasanlagen ist dem Bericht zufolge erneut leicht gesunken, und zwar um 1,1 Prozent von rund 54,6 Millionen Tonnen auf 54 Millionen Tonnen. Zwei Landkreise überschritten im Durchschnitt rechnerisch die in der Düngeverordnung festgelegte 170 kg N-Grenze der Stickstoffaufbringung aus organischen und organisch-mineralischen Düngemitteln: die Landkreise Cloppenburg mit 197 kg/N/ha und Vechta mit 172 kg/N/ha. Betriebe dürfen in Deutschland pro Hektar und Jahr nicht mehr als 170 kg Stickstoff aus organischen und organisch-mineralischen Nährstoffen ausbringen. In der Grafschaft Bentheim (170 kg/N/ha) und in Wilhelmshaven (166 kg/N/ha) wird die 170 kg N-Grenze nur knapp nicht überschritten. Im vorigen Berichtszeitraum 2020/2021 wurde der Wert in den Landkreisen Cloppenburg und der Grafschaft Bentheim überschritten.

Stickstoff-Düngesaldo
deutlich gesunken

Der Stickstoff-Düngesaldo, also ein Wert, für den der berechnete Bedarf und die tatsächliche Düngung gegenübergestellt werden, ist dem Bericht zufolge auf das ganze Land bezogen mit -16.219 Tonnen Stickstoff gegenüber -3.655 Tonnen Stickstoff  im vorigen Berichtszeitraum nochmals deutlich gesunken und weiterhin unterhalb der rechtlich zulässigen Stickstoff-Düngung gemäß der Düngeverordnung (DüV). In neun Landkreisen liege jedoch nach wie vor eine rechnerische Überschreitung des in der Düngeverordnung angesetzten Düngebedarfs der Pflanzen vor. Die Kreise müssten daher verstärkt Nährstoffe abgeben.

Ein positiver Trend setze sich fort: Wie bereits in den vergangenen sechs Berichtsjahren sei die Entwicklung in den Landkreisen mit hohem grundlegendem Stickstoffanfall aus Tierhaltung und Biogasanlagen in Bezug auf die N-Obergrenze insgesamt positiv rückläufig.

Verbringungen weiter
auf hohem Niveau

Die Gesamtheit der zu meldenden Wirtschaftsdünger- und Gärrestverbringungen, also der Verbringung von einem Betrieb mit organischem Nährstoffanfall in einen anderen Betrieb mit einem Aufnahmebedarf an Nährstoffen, ist mit 38 Millionen Tonnen weiter auf hohem Niveau, heißt es weiter. Zuvor lag dieser Wert bei 37,8 Millionen Tonnen. Preissteigerungen bei Mineraldüngern haben eine Verbringung von Wirtschaftsdüngern im vergangenen Berichtszeitraum attraktiver gemacht. Die Region Weser Ems hat dennoch leicht rückläufige Zahlen, heißt es in dem Bericht. Die Nährstoffexporte seien um 0,2 Millionen Tonnen zurückgegangen: Sie lagen nun bei 3,3 Millionen Tonnen Wirtschaftsdünger.

In ganz Niedersachsen sei der Mineraldüngerabsatz nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes um rund 20.000 Tonnen N erneut deutlich gesunken – auf einen bisherigen Tiefststand von rund 166.000 Tonnen N-Mineraldüngerabsatz.

„Besonderes Augenmerk auf
Phosphatüberschüsse richten“

In insgesamt 18 Landkreisen beziehungsweise kreisfreien Städten übersteigt die Phosphataufbringung mit organischen Düngern die Phosphatabfuhr. Auf das ganze Land gerechnet gibt es einen Überschuss von rund 19.946 Tonnen Phosphat. Gegenüber dem vorherigen Bericht habe sich dieser Überschuss durch Rückgang der organisch aufgebrachten Mengen sowie der mineralischen Mengen jedoch um rund 2.684 Tonnen Phosphat (P2O5) verringert.

„Wir müssen ein besonderes Augenmerk auf die Phosphatüberschüsse richten, die es künftig zu vermeiden gilt“, sagte Staudte. Phosphor sei ein endlicher Rohstoff, und die Auswirkungen des Abbaus auf die Umwelt und der Gesundheit der Beschäftigten seien in vielen Teilen der Welt problematisch. „Mit Blick auf die kommenden Jahre möchte ich die Kritik der Landwirtschaft aufgreifen und ein verursachergerechtes System in der Landesdüngeverordnung integrieren, bei dem eine effektive und zielgerichtete Bewertung und Kontrolle der ordnungsgemäßen Düngung in den Fokus rückt.“ Auf Bundesebene werde sie sich  dafür einsetzen, dass zukünftig auch der Düngemittelabsatz beim Mineraldünger erhoben werden darf, kündigte die Ministerin an.

„Beratung durch
Landwirtschaftskammer zeigt Erfolge“

Gerhard Schwetje, Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, sagte, der aktuelle Nährstoffbericht belege, dass die Ackerbaubetriebe deutlich mehr heimischen organischen Dünger aufgenommen haben – das sei nicht nur als eine Reaktion der Betriebe auf die zeitweilig sehr hohen Preise für Mineraldünger zu werten, sondern auch als einen Erfolg der Beratung durch die Kammer.

In dem Bericht geht es konkret um den Meldezeitraum vom 1. Juli 2021 bis zum 30. Juni 2022. Die Ergebnisse des Nährstoffanfalls aus der Tierhaltung und den Biogasanlagen sowie der Mineraldüngung werden dem in der Düngeverordnung angesetzten Düngebedarf der Pflanzen gegenübergestellt und bewertet. Bei der Ausbringungsmenge haben den Angaben zufolge auch die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine eine Rolle gespielt.                                                                       o

Den Nährstoffbericht für Niedersachsen 2021/2022 finden Sie hier: link.euwid.de/rmlkp

- Anzeige -

Themen des Artikels
Kategorie des Artikels
- Anzeige -