Sachsen-Anhalt weitet Corona-Screening im Abwasser auf zwölf Kläranlagen aus

Willingmann: Abwasserdaten wertvolles Instrument im Pandemiemanagement

Das in Sachsen-Anhalt seit März 2021 laufende Pilotprojekt des Landesamtes für Umweltschutz (LAU) zum Corona-Screening des Abwassers wird deutlich ausgeweitet. Ab Herbst 2022 sollen an zwölf landesweit repräsentativen Klärwerksstandorten wöchentlich Proben genommen und im Labor auf SARS-CoV-2-Viren untersucht werden, teilte das Landesumweltministerium am Dienstag mit. Bislang erfolgt dies in Halle, Magdeburg, Weißenfels und Bernburg. Hinzu kommen den Angaben zufolge künftig Dessau, Köthen, Naumburg, Zeitz/Göbitz, Schönebeck, Halberstadt, Silstedt und Stendal-Stadtforst. Rund 300.000 Euro stelle das Land für das auf fünf Jahre angelegte Projekt zur Verfügung. Geplant sei, die Daten auf der LAU-Webseite zu veröffentlichen.

Das Pilotprojekt habe bereits gezeigt, dass die regelmäßige Untersuchung von Abwasser auf Corona-Viren Informationen liefere, mit denen sich das Infektionsgeschehen zuverlässig einschätzen lasse, sagte Umweltminister Armin Willingmann (SPD) bei der Vorstellung des regelmäßigen Monitorings im Gentechnischen Überwachungslabor des LAU in Halle (Saale). Dies gelte umso mehr, wenn insgesamt weniger getestet werde.

„Abwasser-Screening hilft,
Dunkelziffer zu verringern“

Das Abwasser-Screening werde die klinischen Tests zwar nicht komplett ersetzen können; es helfe aber dabei, die Dunkelziffer einzuordnen und zu verringern. „Denn auch wenn weniger Menschen sich testen, erzeugen sie ja trotzdem weiterhin Abwasser. Das macht die Daten aus unseren Klärwerken zu einem wertvollen, ergänzenden Instrument im Pandemiemanagement“, sagte Willingmann.

Die Ergebnisse des Pilotprojekts aus den vier Kläranlagen zeigten deutlich einen Zusammenhang zwischen den – bisher auf klinischen Tests basierenden – Inzidenzzahlen und den im Abwasser nachgewiesenen Corona-Genom-Fragmenten. Die Methode funktioniere unabhängig von der Teststrategie und der Testbereitschaft der Bevölkerung. Sie erfasse zudem auch asymptomatisch Infizierte und jene, die Testangebote nicht wahrnehmen. Bei Bedarf könnten außerdem die Anteile aller bekannten Corona-Varianten bestimmt werden. Grundsätzlich ließen sich mit dem Verfahren auch andere Krankheitserreger aufspüren, so das Umweltministerium.

Klinische Tests nicht
vollständig zu ersetzen

Für weitreichende Vorhersagen in Form eines Frühwarnsystems eigne sich das Abwasser-Screening allerdings nicht, erläuterte LAU-Virologin Swetlana Rot: „Bei der Delta-Variante hatten wir einen Vorlauf von etwa einer Woche, bis auch die offiziellen RKI-Zahlen stiegen. Bei Omikron ist der Vorlauf auf drei bis vier Tage geschrumpft.“ Hauptgrund hierfür sei die geringere Inkubationszeit.

Vollständig ersetzen könnten die Abwasseruntersuchungen die klinischen Tests jedoch nicht: Einerseits sei keine Zuordnung zum Individuum möglich und andererseits lasse sich auch die konkrete Anzahl von Infizierten in einem Stadtgebiet nicht berechnen. Dafür würden jedoch Trends und Hotspots schnell und sicher erkannt. (EUWID/dpa)...

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