Salzkonzentration in der Oder begünstigt Algenwachstum als Grund für Fischsterben

Polnische Expert*innen für systematische Kontrollen / Deutscher Bericht: Unklar, wie Alge in Oder geraten ist

Polnische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben die These bestätigt, dass eine giftige Alge das Fischsterben in der Oder ausgelöst hat. Ein erneutes Auftreten der Algenart Prymnesium parvum in den kommenden Jahren sei möglich, warnten die Experten am Donnerstag in Warschau bei der Vorstellung eines vorläufigen Berichts. Sie empfahlen, die Wasserqualität künftig systematisch zu kontrollieren und die Genehmigungen für Betriebe zum Einleiten von Abwasser zu überprüfen. Auch die Umweltorganisation Greenpeace erklärte aufgrund eigener Analysen, die Salzeinleitungen der polnischen Bergbauindustrie begünstigten giftige Algenarten, die bei hohen Wassertemperaturen allem Anschein nach das Fischsterben ausgelöst habe. In Kürze will das deutsche Bundesumweltministerium die Abschlussergebnisse der deutschen Seite veröffentlichen.

Der Bericht der deutschen Expertengruppe, den das Umweltbundesamt (UBA) und das Bundesumweltministerium (BMUV) heute gemeinsam vorgestellt haben, kommt ebenfalls zu dem Schluss, dass die wahrscheinlichste Ursache für das Fischsterben in der Oder ein sprunghaft gestiegener Salzgehalt ist, der gemeinsam mit weiteren Faktoren für eine massive Vermehrung einer für Fische giftigen Brackwasseralge geführt habe. Die Brackwasseralge Prymnesium parvum erzeuge eine giftige Substanz, die für Fische und andere Wasserorganismen tödlich sei. Bei der Frage, warum der Salzgehalt in der Oder so schnell und derart stark angestiegen ist, verweist der deutsche Bericht auf die die polnischen Untersuchungsergebnisse. Den deutschen Experten habe es dafür an verfügbaren Informationen gefehlt.

Das polnische Umweltministerium hatte eine Gruppe von 49 Expert*innen aus 14 Forschungsinstituten damit beauftragt, den Ursachen der Umweltkatastrophe auf den Grund zu gehen. „Der Grund für das Fischsterben war höchstwahrscheinlich die toxische Wirkung einer Algenblüte“, sagte die Wasserbiologin Agnieszka Kolada vom Institut für Umweltschutz.

„Starke Regulierung hat nicht
dabei geholfen, mit den
Belastungen fertig zu werden“

Eine Reihe von Faktoren habe die Algenblüte begünstigt, hieß es in dem Bericht weiter. So war die Wasserqualität der Oder schon in den vergangenen Jahren schlecht und wies einen hohen Salzgehalt auf. „Die Oder ist ein Fluss, der weit vom natürlichen Zustand entfernt ist“, sagte Wasserbiologin Kolada. Die starke Regulierung des Flusses hätten ihm nicht dabei geholfen, mit den Belastungen fertig zu werden, die in den zurückliegenden Sommermonaten zusammenkamen.

So habe es im Hochsommer fast zwei Monate lang nicht geregnet, was zu einem niedrigen Wasserstand geführt habe. Die Wassertemperatur stieg zeitweise auf bis zu 27 Grad. Der niedrige Wasserstand führte außerdem dazu, dass die Salzkonzentration zunahm. „So hat die Alge Bedingungen gefunden, die es ihr ermöglichten, sich zu entwickeln.“

Genehmigungen für das Einleiten
von Abwasser überarbeiten

Das Expertengremium empfahl, ein System der ständigen Kontrolle der Wasserqualität zu schaffen, das auch öffentlich zugänglich sein müsse. Außerdem müsse die Kontrolle von allen Betrieben fortgeführt werden, die Abwässer in die Oder einleiten. Ziel müsse sein, diejenigen Betriebe ausfindig zu machen, die vorrangig für die schlechte Wasserqualität verantwortlich seien. Alle existierenden Genehmigungen für das Einleiten von Abwasser müssten überprüft und überarbeitet werden. Künftig müsse es möglich sein, die Abwassereinleitungen zeitweilig zu begrenzen oder ganz zu stoppen, wenn sich der Fluss in einem kritischen Zustand befinde. (EUWID/dpa)...

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