Studie: Angeschlagene Volkswirtschaften reagieren stark auf Extremwettereignisse

Preisdruck auf private Haushalte nimmt durch Wetterextreme deutlich zu

Bereits angeschlagene Volkswirtschaften reagieren noch stärker auf Wetterereignisse wie Hitzewellen, Überschwemmungen und tropische Wirbelstürme als robuste Volkswirtschaften, zeigt eine neue Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Eine globale Wirtschaftskrise, wie beispielsweise während der Covid-19-Pandemie, verstärkt den Preisdruck, den private Haushalte durch die Auswirkungen von Wetterextremen erfahren, habe ein PIK-Forscherteam herausgefunden, teilte das Institut mit. Der Preisdruck habe sich in China verdreifacht, in den Vereinigten Staaten verdoppelt und in der Europäischen Union um ein Drittel verstärkt.

„Die unvorhergesehenen gesellschaftlichen Einschränkungen während der Covid-19-Pandemie im Jahr 2020 und danach haben erhebliche wirtschaftliche Folgen verursacht. Neben den ökonomischen Verlusten hatten Lockdowns und die Unterbrechung von Lieferketten auch Auswirkungen auf private Haushalte“, sagte Hauptautor und PIK-Forscher Robin Middelanis. Eine solche globale Krise verringere die wirtschaftliche Kapazität zur Bewältigung weiterer Schocks durch Wetterextreme. „Diese Extreme setzen die ohnehin schon gestressten Gesellschaften zusätzlich unter Druck.“

Bei einer einzelnen Klimakatastrophe können lokale Produktionsausfälle bis zu einem gewissen Grad flexibel durch nicht betroffene Produktionsstandorte im Wirtschaftsnetz ausgeglichen werden, erklärte das PIK. Solche Ausgleichsmechanismen würden schwieriger, wenn die Weltwirtschaft als Ganzes unter Druck steht. So steigen die Kosten für die Haushalte, wenn Produkte knapp werden und sich verteuern.

Für ihre Studie, die in der Fachzeitschrift Environmental Research Letters veröffentlicht wird, analysierten die Forscher zwei Szenarien: eine „gestresste“ Wirtschaft und eine gegensätzliche „nicht gestresste“ Wirtschaft mit voller Wirtschaftskapazität, teilte das PIK weiter mit. In beiden Szenarien seien die indirekten wirtschaftlichen Auswirkungen durch direkte lokale wirtschaftliche Schocks, wie sie durch Klimaextreme wie Hitzestress, Überschwemmungen und tropische Wirbelstürme verursacht werden, simuliert worden. Dazu sei die Wechselwirkung von mehr als 7.000 einzelnen Produktionssektoren und regionalen Verbrauchern, die über 1,8 Millionen Handelsverbindungen miteinander verbunden sind, auf einer täglichen Zeitskala für die Jahre 2020 bis 2021 berechnet worden. Die Studie konzentriere sich auf den sich daraus ergebenden Preisdruck für private Haushalten in den Vereinigten Staaten, China und der Europäischen Union.

„Es ist ebenso einfach wie gefährlich, die wirtschaftlichen Auswirkungen sich intensivierender Wetterextreme zu unterschätzen. Da diese sich unter Klimawandel verstärken, werden sie häufiger mit anderen Wirtschaftskrisen zusammentreffen, und das ist gefährlich“, betonte Anders Levermann, Leiter der Forschungsabteilung Komplexitätsforschung am PIK. „Unsere Studie macht deutlich, dass Anpassung an Klimarisiken nicht nur bedeutet, gefährdete Regionen zu schützen. Wir müssen zudem die Widerstandsfähigkeit der Transport- und Handelsrouten erhöhen, um auch Schocks zu verkraften, die andere Gebiete getroffen haben.“

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