„Verfügbares Wasser wird in Sachsen in absehbarer Zeit nicht mehr ausreichen“

Landtag debattiert über sächsische Wasserstrategie

Vor einem Wassermangel in Sachsen hat die Fraktion der Grünen in einer von ihr beantragten Aktuellen Debatte im sächsischen Landtag gewarnt. Verfügbares Wasser werde absehbar nicht mehr ausreichen. Die Bündnisgrünen forderten eine strategische Steuerung von Überfluss und Mangel, der nicht nur Mensch und Natur, sondern auch die Wirtschaft schützen solle.

Die Wasserinfrastruktur sei den Herausforderungen des Klimawandels aktuell nicht gewachsen, sagte Volkmar Zschocke, umwelt- und naturschutzpolitischer Sprecher der Fraktion. Hier gelte es, dringend nachzusteuern und die Prioritätensetzung anpassen – von der Bewirtschaftung von Flüssen, Seen und Speichern über Bodenversiegelung, Flächennutzung und Flächenverbrauch bis hin zur mehrjährigen Investitionsplanung sowie Landkreis- und länderübergreifenden Zusammenarbeit. Mit der „Grundsatzkonzeption Wasserversorgung 2030“ und dem Auenprogramm habe die Landesregierung wichtige Grundsteine gelegt, an die es nun anzuknüpfen gelte. Notwendig seien Anpassungen bei Wasserhaushalt, Wassermanagement und Verbrauch, um das komplexe System der Wasserversorgung im Freistaat Sachsen zukunftssicher aufzustellen.

„Hier kommen enorme
Kosten auf Sachsen zu“

Im Spannungsfeld zwischen zunehmenden Mangelphasen und steigendem Wasserbedarf werde ein strategisches Wassermanagement zur zentralen Überlebensfrage für Sachsens Regionen. „Dass wir unsere Wasserversorgung zukunftssicher aufstellen, ist daher nicht nur im Sinne des Naturschutzes geboten, sondern auch ein wichtiger Baustein einer nachhaltigen Wirtschaftspolitik. Hier kommen enorme Kosten auf Sachsen zu“, sagte Zschocke. "Doch wenn wir jetzt nicht handeln, werden die langfristigen Folgekosten um ein Vielfaches höher sein.“ Das Umweltministerium hatte bei der Vorstellung der Gesamtkonzeption im vergangenen Jahr einen Investitionsbedarf im Gesamtkomplex Wasser von rund 1,4 Milliarden Euro in den kommenden zehn Jahren genannt.

Eine sichere Wasserversorgung werde zu einem immer wichtigeren Standortfaktor, vor allem mit Blick auf den Strukturwandel, da die angestrebten Industrieansiedlungen entscheidend von einer langfristig abgesicherten Wasserversorgung abhängig seien, beispielsweise in den Bereichen der Wasserstoffwirtschaft und Hochtechnologie. Und auch die Planungen der Seen- und Naturlandschaften in den Bergbaufolgeregionen fußen Zschocke zufolge auf der zuverlässigen Verfügbarkeit von Wasser - nur wenn diese gegeben sei, seien Tourismus und Naherholung möglich.

Günther sieht Bund in der Pflicht

Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) nannte als wichtige Handlungsfelder vor dem Hintergrund des Grundwasserdefizits, dass offene Aufgaben bei der öffentlichen Wasserversorgung identifiziert, das Talsperren-Verbundsystem für besseren Ausgleich geprüft sowie in deren Einzugsgebiete investiert werden sollten. Geld solle auch für die Bergbaufolgeregionen fließen - angesichts der dort massiven Eingriffe ins Wasserregime durch dauerhaftes Abpumpen. Bei einem Bedarf in Milliardenhöhe sieht Günther den Bund zunehmend in der Pflicht.

Linke: Kohleabbau verstärkt
den Wassermangel zusätzlich

Die CDU lobte Sachsen als „wasser-sparsamstes Bundesland“, verwies aber auch auf die Bedeutung einer „durchdachten Wasserpolitik“, bei der Talsperren eine wichtige Rolle spielten. Die SPD sprach sich für „intelligente Verteilung“ von Wasser durch Behörden und neue Modelle zur Finanzierung aus. Die Linken verwiesen darauf, dass der Kohleabbau den Wassermangel zusätzlich verstärke.

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