MVA Bielefeld und KSV OWL besiegeln Zusammenarbeit bei Klärschlammentsorgung

Die Verträge sind unterzeichnet: Die 78 Kommunen der Klärschlammverwertung (KSV) OWL GmbH werden ihren Klärschlamm ab 2024 bis 2043 gemeinsam mit der MVA Bielefeld-Herford GmbH entsorgen. Das noch zu gründende Gemeinschaftsunternehmen OWL Ressourcen GmbH werde hierfür am Standort der MVA Bielefeld eine Klärschlammverbrennungsanlage (KVA) bauen und betreiben, gaben die MVA-Betreibergesellschaft und die KSV OWL bekannt. Die notwendige Bau- und Betriebsgenehmigung wurden kürzlich bereits erteilt.

Vor knapp drei Jahren hatten sich im Raum Ostwestfalen-Lippe 78 Gemeinden, Städte, Kreise sowie Wasser- und Zweckverbände zusammengeschlossen, um – vertreten durch 47 Gesellschafter – die KSV OWL zu gründen. Über eine europaweite Ausschreibung wurde ein strategischer Partner gesucht, um die im Kooperationsgebiet des KSV OWL in Zukunft jährlich anfallenden rund 178.000 Tonnen Klärschlamm-Originalsubstanz oder ca. 44.500 Tonnen Trockensubstanz zu entsorgen. Als Sieger dieses Auswahlverfahrens ging nun die MVA Bielefeld-Herford GmbH hervor, eine 100-prozentige Tochter der Interargem GmbH, die wiederum mehrheitlich zur Stadtwerke Bielefeld Gruppe gehört. Als Kriterien für die Auswahl wurden den Angaben zufolge neben dem Preis der Entsorgung in der gemeinsamen KVA auch die Kosten berücksichtigt, die durch den Transport des Klärschlamms zur Anlage entstehen.

Für Ute Röder, Vorsitzende des Aufsichtsrates der KSV OWL GmbH sowie Verwaltungsvorstand des Kreises Lippe, bedeutet die Kooperation mit der MVA Bielefeld einen „wichtigen Meilenstein zur Sicherung der Daseinsvorsorge für über zwei Millionen Bürgerinnen und Bürger für die nächsten 20 Jahre“. Dass die KSV OWL mit der MVA eine zu 100 Prozent kommunal getragene Partnerin gefunden habe, freue Röder ganz besonders. „Die DNA der Kooperation ‘Gemeinsam-Kommunal-Regional‘ wird so praktisch gelebt.“

35.000 Tonnen Klärschlamm-Trockensubstanz gehen in neue KVA Bielefeld

Die neue KVA Bielefeld wird sich unmittelbar an die bestehende Müllverbrennungsanlage anschließen und soll so Synergiepotenziale an dem etablierten Standort nutzen. So werde die KVA an die vorhandene Rauchgasreinigungsanlage angeschlossen. Die jährliche Behandlungskapazität der KVA beträgt den Angaben zufolge rund 35.000 Tonnen Klärschlamm-Trockensubstanz. Die weiteren knapp 10.000 Tonnen Trockensubstanz aus dem Gebiet der KSV OWL werde die zur Emschergenossenschaft gehörende Firma Betrem übernehmen. Über die Tochterfirma Innovatherm verfügt Betrem in Lünen über eine eigene Klärschlammverbrennungsanlage sowie über weitere Entsorgungskapazitäten.

Die Inbetriebnahme der KVA Bielefeld ist allerdings erst für 2027 geplant. Für den Übergangszeitraum ab 2024 spielt nach Worten von Stefan Pöschel, Geschäftsführer der MVA Bielefeld, abermals Betrem als kommunaler Kooperationspartner „eine bedeutende Rolle“. Gemeinsam mit Betrem habe die MVA-Betreibergesellschaft ein innovatives Konzept erarbeitet, um den Klärschlamm gemeinsam zu entsorgen.

Wie die KSV OWL und die MVA Bielefeld weiter mitteilen, kann durch die Verbrennung des Klärschlamms in der Zukunft mehr Fernwärme und Strom für Bielefeld erzeugt werden, weil regionale Wärmepotentiale der B+T Gruppe in Horn-Bad Meinberg genutzt werden, um Klärschlamm zu trocknen. So können in der KVA den Angaben zufolge künftig maximal 65.300 MWh Fernwärme pro Jahr erzeugt werden. Das entspricht dem Jahresbedarf von etwa 4.400 Musterhaushalten mit einem Jahresverbrauch von 15.000 kWh. Bei der Stromerzeugung werden maximal 23.960 MWh pro Jahr erwartet, was dem Jahresbedarf von etwa 8.500 Musterhaushalten mit einem jährlichen Bedarf von 2.800 kWh entspricht.

Zudem werde die KSV OWL ab 2029 einen weiteren Kreis der Wertstoffe schließen und die Phosphorrückgewinnung aus den bei der Verbrennung anfallenden Aschen sicherstellen. Hierfür werde das Unternehmen nun den Markt sondieren und weiter vorausschauend für die Gesellschafter und die Einwohner von OWL und darüber hinaus planen, heißt es.

Durch die unterschriebenen Verträge wird den Angaben zufolge einer der größten Aufträge der kommunalen Entsorgung in dreistelliger Millionenhöhe erteilt. Der Auftragswert betrage nach heutigen Preisen mehr als 400 Mio. Euro. Zudem würden Investitionen von rund 100 Mio. Euro ausgelöst. Wie es weiter heißt, wird die KSV OWL in Kürze auch die Logistik für die ersten fünf Jahre der Entsorgung ausschreiben. Kleine Losgrößen sollen es dabei gerade regionalen Speditionen ermöglichen, sich zu beteiligen und mit umweltfreundlichen sowie innovativen Lkw sich einen Vorteil zu verschaffen. Auch dies werde die Region stärken.

- Anzeige -

Themen des Artikels
Kategorie des Artikels
- Anzeige -