Die Emschergenossenschaft hat die Renaturierung des Emscher-Zuflusses Boye auf den Stadtgebieten von Gladbeck, Bottrop und Essen abgeschlossen. Rund 50 Mio. Euro sind seit 2018 in die naturnahe Umgestaltung des einst offenen Schmutzwasserlaufes zu einer nun idyllischen Gewässerlandschaft investiert worden, geht aus einer Mitteilung von Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) hervor.
Die Renaturierung des Emscher-Nebenlaufes Boye mit ihren vielen Seitenarmen sei ein Paradebeispiel dafür, wie von der ökologischen Wasserwirtschaft ausgehend weitere wichtige Themen wie Nahmobilität, Ausbau von Infrastrukturen, Bildungsarbeit, Forschung und Stadtentwicklung nachhaltig angegangen werden können.
Insgesamt 7,6 km des einst offenen Schmutzwasserlaufes hat die Emschergenossenschaft als öffentlich-rechtlicher Infrastruktur-Dienstleister auf den Stadtgebieten von Bottrop, Gladbeck und Essen naturnah umgestaltet. „Von grau zu blau – oder besser gesagt: zu blaugrün. An den Ufern der Boye lässt sich unschwer erkennen: Die Natur erobert sich den Fluss zurück. Flora und Fauna erholen sich von den Strapazen der Industrialisierung und kehren vielfältig an das ehemals zur Entsorgung des Schmutzwassers genutzte Gewässer zurück", sagt der Vorstandsvorsitzende der Emschergenossenschaft, Prof. Uli Paetzel.
Böschungen flacher und vielseitiger gestaltet
Um der Boye mehr Platz zu bieten, wurden die Böschungen flacher und vielseitiger gestaltet. Zudem gehört der schnurgerade Verlauf der Boye der Vergangenheit an. Dort, wo es möglich ist, darf der Fluss nun seine natürlichen Kurven schlagen. Das Gewässer wird nun von angepflanzten Bäumen gesäumt und von neu angelegten Fuß- und Radwegen, die an vorhandene Straßen und Wege angebunden werden, begleitet.
Der Ausbau der Infrastruktur entlang der Gewässer stand auch beim Bau zweier neuer Brücken an der Boye im Fokus. In Kooperation mit dem Regionalverband Ruhr (RVR) ersetzte die Emschergenossenschaft eine alte, bereits in die Jahre gekommene RVR-Brücke durch eine neue Fuß- und Radwege-Brücke. Eine weitere Brücke wurde zudem an der Hahnenbach-Mündung in die Boye erstellt. Sie verbindet nun den Fuß- und Radweg vom Hahnenbach und den parallel zur Boye verlaufenden RVR-Weg mit der neuen Wegeverbindung der Emschergenossenschaft auf der anderen Seite des Flusses.
Boye seit Anfang 2021 Schauplatz eines Sonderforschungsbereiches
Als eines der größten Emscher-Nebenlaufgebiete ist die Boye seit Anfang 2021 Schauplatz eines Sonderforschungsbereiches (SFB), der an der Universität Duisburg-Essen koordiniert wird. Der SFB namens RESIST steht in der deutschen Übersetzung für „Degradation und Erholung von Fließgewässerökosystemen unter multiplen Belastungen". Das Projekt will mit Labor- und Freilandversuchen verstehen, wie verschiedene Belastungen auf die Biodiversität und die Funktionen von Fließgewässern einwirken und wie sich gestresste Ökosysteme wieder erholen können.
„Die Renaturierung der Emscher und ihrer Nebenläufe, eines der weltweit umfangreichsten Vorhaben dieser Art, bietet den Wissenschaftlern dafür ideale Bedingungen", sagt der Technische Vorstand der Emschergenossenschaft, Frank Obenaus. Gefördert wird der SFB von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 12,3 Mio. Euro zunächst für vier Jahre.