Sanierung der Altlast Dethlinger Teich soll im Juni beginnen

Nach dem offiziellen Richtfest einer Bergungshalle kann die millionenteure Sanierung des Dethlinger Teichs bei Munster voraussichtlich im Juni beginnen. Seit dem vergangenen Spätsommer errichtete eine Firma aus Bergen im Landkreis Celle mit ihrem Sub-Unternehmer aus Belgien die Leichtbauhalle mit einer Spannweite von fast 100 Metern. Sie ist rund 97 mal 103 Meter ohne Stützen groß. Bis zu 20 Stahlbauer setzten mithilfe von vier Mobilkränen die mehr als 1.000 Tonnen Stahlelemente zu einem Gesamtbau zusammen.

„Das ist einer von vielen Meilensteinen, ein elementarer“, sagte Carsten Bubke, Umwelttechniker des Heidekreises und Experte für Sprengstoffe. Im Sommer müsse zunächst der Boden auf 3.600 Quadratmetern bis zu etwa 1,50 Meter Tiefe abgetragen werden. „Wir holen dieses Jahr noch Granaten raus, da sind wir ganz zuversichtlich“, so der Bauleiter.

Die Halle dient im Wesentlichen dem Schutz der Umgebung, es kann kein Kampfstoff nach draußen gelangen. Hierzu wird durch eine Lüftungsanlage permanent Luft aus der Halle abgesaugt und mittels Aktivkohle gereinigt. Die Kampfmittel-Spezialisten in der Halle, die später weitgehend von Hand ihre Arbeit verrichten – also jedes der geschätzten 30.000 Kampfmittel in der Hand haben werden, sind durch spezielle Schutzanzüge und Atemschutzmasken vor den giftigen Gasen geschützt.

Ausschreibungen zur Kampfmittelräumung und zur Abluftreinigung laufen derzeit noch. Mehrere der europaweiten Vergabeverfahren verliefen zunächst erfolglos, wie es beim Heidekreis hieß. Die händische Räumung in der Halle soll im Sommer von Beschäftigten einer Kampfmittelräumfirma unter Aufsicht der bundeseigenen Gesellschaft zur Entsorgung chemischer Kampfstoffe und Rüstungs-Altlasten (Geka) erfolgen.

Eine erste Kostenschätzung 2015 des Heidekreises ergab Gesamtkosten von 50 Mio. Euro für die Sanierung dieser bundesweit einmaligen Rüstungsaltlast. Wegen gestiegener Kosten und unter der Annahme, dass sämtliche Teichinhalte entsorgt werden müssen, liegen die Gesamtkosten momentan bei bis zu rund 80 Mio. Euro. Das niedersächsische Umweltministerium hatte im vergangenen Jahr über 38 Mio. Euro für die Sanierung der Rüstungsaltlast bereitgestellt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Teich zugeschüttet worden. Mehr als 100.000 verschiedene Kampfmittel sollen sich in dem zehn bis zwölf Meter tiefen Teich befinden. Eine Untersuchung eines benachbarten Grundgewässers hatte eine massive Belastung mit Kampfstoff-Abbauprodukten ergeben.

Bei der anschließenden Erkundung des Teichs zwischen September 2019 und April 2020 an drei Teilflächen wurden insgesamt 2.552 Teile Kampfstoffmunition geborgen. Tausende von Granaten wurden bereits aus dem Boden geholt und zur nur wenige Kilometer entfernten Geka gebracht. Der Betrieb hat die Berechtigung zur systematischen Vernichtung von Chemiewaffen. (dpa)

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