Austrocknen des Aralsees kann Wasserkrise in der Region verstärken

Immer weniger Wasser durch exzessive Nutzung der Flüsse

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Das Austrocknen des Aralsees hat Zentralasien in den letzten 30 Jahren um sieben Prozent staubiger gemacht. Zwischen 1985 und 2015 haben sich die Staubemissionen aus der wachsenden Wüste von 14 auf 27 Millionen Tonnen nahezu verdoppelt. Das geht aus einer Studie des Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) und der Freien Universität Berlin hervor. Die Staubmengen seien bisher wahrscheinlich unterschätzt worden, weil zwei Drittel bei bewölktem Himmel aufgewirbelt werden und deshalb von traditionellen Satellitenbeobachtungen unbemerkt bleiben, berichten die Forschenden.

Der Staub gefährde nicht nur die Bewohner in der Region, sondern beeinflusst auch die Luftqualität in den Hauptstädten von Tadschikistan und Turkmenistan. Dazu komme, dass er das Schmelzen der Gletscher beschleunigen und damit die Wasserkrise in der Region verstärken kann.

Bis Anfang der 1960er Jahre war der Aralsee in Zentralasien mit einer Fläche von 68.000 Quadratkilometern der viertgrößte See der Erde – gespeist über die Flüsse Amudarya und Syrdarya aus den Hochgebirgen Pamir und Tienschan, berichten die Forschenden. Durch die exzessive Nutzung der Flüsse zur Bewässerung der Landwirtschaft gelangte immer weniger Wasser in den See. Die Folge: Riesige Flächen trockneten aus, der See schrumpfte auf einen Bruchteil zusammen und der überwiegende Teil wurde zu einer Wüste.

Rückstände von Düngemitteln
und Pestiziden aus
der früheren Landwirtschaft

Die Aralkum-Wüste gelte inzwischen als eine der bedeutendsten vom Menschen verursachten Staubquellen der Erde. Mit 60.000 Quadratkilometern sei diese neue Wüste zwar deutlich kleiner als die benachbarten natürlichen Wüsten Karakum mit 350.000 Quadratkilometer im Süden von Turkmenistan und Kyzylkum mit 300.000 Quadratkilometer im Südosten von Usbekistan und Kasachstan. Aber der Staub aus der Aralkum-Wüste gelte als deutlich gefährlicher, weil er Rückstände von Düngemitteln und Pestiziden aus der früheren Landwirtschaft enthält.

Der Aralsee ist den Forschenden zufolge nicht der einzige See in Zentralasien und den Nahen Osten, der in den letzten Jahrzehnten dramatisch geschrumpft ist. Auch der Urmia-See im Nordwesten Irans und der Hamoun-See in der Grenzregion Iran-Afghanistan hätten sich zu starken lokalen Staubquellen entwickelt. Diese Wüstenbildung hätten daher große Auswirkungen auf Klima und Lebensbedingungen der Menschen in der Region. Entsprechend groß sei das Interesse der internationalen Wissenschaft, diese Prozesse besser zu verstehen, um künftige Trends bis hin zum globalen Klima besser abschätzen zu können.

Wüstenbildung durch Austrocknung nicht nur lokales Problem

Die Forschenden betonen, dass zunehmende Wüstenbildung durch Austrocknung nicht nur ein lokales Problem ist, sondern großen Regionen betrifft. Im Nahen Osten und Zentralasien breiten sich Wüsten besonders stark aus. Dazu trägt auch der Rückgang der Gletscher in den Hochgebirgen bei. Die neuen Daten zur Staubquelle Aralsee helfen, den Einfluss des Wüstenstaubs auf das Klima besser abzuschätzen.               

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