Flutung des Cottbuser Sees soll in einem Jahr zum Abschluss kommen

Grüne haben Zweifel an Zeitpunkt für Flutungsende

Seit fünf Jahren wird der ehemalige Braunkohletagebau Cottbus Nord geflutet; er soll mit 19 Quadratkilometern einmal Deutschlands größter künstlicher See werden – ein Gemeinschaftsvorhaben des Energieunternehmens Leag und der Stadt. Etwa 140 Millionen Kubikmeter Spreewasser sind bereits in die ehemalige Grube geflossen. Die ergiebigen Niederschläge des letzten Winters hätten dem See einen deutlichen Schub gegeben, sagt der Leiter der Geotechnik bei der Leag, Thomas Koch. Nach jetzigen Prognosen des Unternehmens soll die Flutung des Sees in einem Jahr zum Abschluss kommen. Voraussetzung seien aber ein feuchter Herbst und ein feuchtes Frühjahr, stellt der Geologe klar. Bei längerer Trockenheit könnte die Flutung länger dauern.

In den vergangenen viereinhalb Jahren musste die Flutung wegen Trockenheit immer wieder unterbrochen werden. „Wir sind jetzt wieder auf Normalkurs“, sagt Koch. Mehr als die Hälfte des angestrebten Zielvolumens sei bislang erreicht worden. Innerhalb eines halben Jahres sei der Wasserspiegel um mehr als drei Meter angestiegen. Seit Jahresanfang hat der See nun eine geschlossene Wasserfläche, der Seeboden ist vollständig mit Wasser bedeckt.

„Ostsee wird bei einem trockenen Sommer wieder Wasser verlieren“

Die Grünen im Brandenburger Landtag haben Zweifel, dass der See im kommenden Jahr vollständig geflutet sein wird. „Bis die Lausitzerinnen und Lausitzer im Cottbuser Ostsee baden gehen können, werden noch Jahre vergehen“, schätzt Grünen-Fraktionschef Benjamin Raschke. Der nasse Winter dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Ostsee bei einem heißen und trockenen Sommer wieder Wasser verlieren werde, vor allem durch Verdunstung. „Wenn es in den nächsten Jahren nicht extrem feucht wird, gehen wir davon aus, dass die vollständige Flutung im Jahr 2025 nicht abgeschlossen sein wird.“   

Vorerst sieht es gut aus: Seit Mitte Dezember darf die Leag fünf Kubikmeter Wasser pro Sekunde einleiten. Mittlerweile hat sich der Wasserstand des Ostsees auf knapp 1,30 Meter an den Zielwasserstand von 62,50 Meter über Normal angenähert. Mehr als 80 Prozent des erforderlichen Wassers für den Ostsee dürfen laut Landes-Genehmigung aus der Spree entnommen werden. Weniger als 20 Prozent kommen aus dem Grundwasser.

Sanierungsaufgabe für Leag ist groß

Doch ein anderes Problem hat sich inzwischen aufgetan. Uferabbrüche sorgten in den vergangenen Jahren bei der Entwicklung des Sees für Rückschläge. Anrainer etwa im Ortsteil Schlichow oder in der Gemeinde Teichland, wo bereits ein Hafen entstanden ist, machen sich Sorgen, ob das große Vorhaben auch glückt. Trotz der Fortschritte bei der Flutung des Ostsees bleibt das Gebiet weiterhin für die Öffentlichkeit gesperrt. Abgerutschte Uferbereiche müssten wiederhergestellt werden, um die Sicherheit für Besucher zu gewährleisten und die Nutzung zu ermöglichen, berichtet Koch und bittet gleichzeitig um Geduld. „Wir verstehen die große Vorfreude und Ungeduld der Bevölkerung, die den See bereits jetzt nutzen möchten und arbeiten mit Hochdruck daran, die Voraussetzungen für eine sichere Freigabe zu schaffen.“

„See kann nicht am Reißbrett geplant werden“

„Am Cottbuser Ostsee sieht man, dass man eine Flutung nicht am Reißbrett planen kann, wie die immer wieder auftretenden Rutschungen zeigen“, warnt der Bundestagsabgeordnete Bernhard Herrmann. Der Grünen-Politiker verweist darauf, dass nach bisherigen Plänen in Welzow und Nochten nach Tagebauende noch größere Wasserflächen entstehen sollen.

Anke Schwarzenberg hat die Entwicklung des Gewässers als Ingenieurin in der Renaturierung begleitet. Sie war nach dem Ende des Tagebaus 2015 für die Seegrundbegrünung mitverantwortlich. „Ich konnte mir schon vorstellen, dass hier mal ein schöner See entsteht, bin aber besorgt wegen der Böschungsabbrüche“, sagt sie.  Bei noch größeren abrutschenden Flächen seien die Kosten beim Bergbau zu sehen. Wie Stadt und Leag ist die linke Landtagsabgeordnete dafür, den See nicht nur touristisch zu erschließen, sondern auch energetisch zu nutzen.

Größte schwimmende PV-Anlage Deutschlands geplant

Derzeit baut die Leag auf dem See eine riesige schwimmende Solaranlage. Die 29 Megawatt-Anlage würde mit 16 Hektar Fläche weniger als ein Prozent der Seefläche einnehmen, so das Unternehmen.  Die PV-Anlage soll die größte schwimmende PV-Anlage in Deutschland und eine der größten in Europa werden und könnte 8.250 Haushalte versorgen.

Seewasserwärmepumpe soll Fernwärme bereitstellen

Die Cottbuser Stadtwerke wollen bei der Erzeugung von Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien künftig mindestens 40 Prozent der Fernwärme durch eine 35 Megawatt-Seewasserwärmepumpe im Cottbuser Ostsee bereitstellen. „Noch in diesem Jahr müssen wir mit EU, Bund und Land die Weichen stellen für die verlässliche Förderung der Seewasserwärmepumpe“, sagte Oberbürgermeister Tobias Schick.

Vor einer Entscheidung darüber, wie es nun weitergeht, soll ein Grundwassermodell für die Lausitz erstellt werden. Der Bund und die Länder Brandenburg und Sachsen wollen sich gemeinsam um ein entsprechendes Management kümmern. Als länderübergreifendes Steuerungs- und Kontrollinstrument ist dazu bis 2027 ein Simulationsmodell geplant. (dpa/EUWID)

 

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