USA: 3M zahlt Milliarden im Rechtsstreit um verschmutztes Trinkwasser

Insgesamt 4.000 Klagen gegen 3M und andere US-Unternehmen

Der Fall um verschmutztes Trinkwasser durch sogenannte Ewigkeits-Chemikalien zieht in den USA weite Kreise. Nun muss in dem Rechtsstreit mit 3M ein weiterer US-Konzern hohe Summen zahlen. Das Unternehmen einigte sich mit den Behörden auf eine Zahlung von bis zu 12,5 Milliarden US-Dollar (11,4 Mrd. Euro). Erst kürzlich hatten auch die Chemiekonzerne DuPont, Chemours und Corteva sich zu einer Zahlung von zusammengenommen 1,2 Milliarden Dollar bereit erklärt. Für 3M ist die Sache nach Einschätzung von Analysten aber noch längst nicht ausgestanden - sie rechnen mit weiteren Milliardenforderungen.

Wie 3M in einer Mitteilung von Ende Juni erläuterte, soll die ausgehandelte Entschädigungssumme über 13 Jahre verteilt fließen. Damit seien sämtliche bereits anhängigen und künftigen Klagen von Wasserversorgern in den USA beigelegt, hieß es. Konzernchef Mike Roman sprach von einem „wichtigen Schritt“ im Bemühen des Konzerns, aus der Produktion der schädlichen Stoffe auszusteigen.

Konkret geht es um bestimmte von 3M produzierte sogenannte per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS), die unter anderem wasser-, fett- und schmutzabweisend sind und auch als Chemikalien für die Ewigkeit bezeichnet werden. Verwendet werden sie in diversen Produkten wie etwa Kosmetika, Textilien oder Kochgeschirr. Die nun durch die Entschädigungssumme beigelegten Rechtsstreitigkeiten in den USA drehten sich indes ausschließlich um die Verwendung der Stoffe in Feuerwehrschäumen für Löscharbeiten auf Militärgelände und Flugplätzen. 3M produzierte die Chemikalien über Jahrzehnte, diese gelangten über die Verwendung der Schäume an vielen Orten in den USA in das Trinkwasser.

Summe hängt von nachgewiesener Menge an PFAS im Trinkwasser ab

Der Einigung zufolge muss 3M mindestens 10,5 Milliarden Dollar zahlen. Ob es bis zu 12,5 Milliarden Dollar werden, hängt laut einem Klägeranwalt von der Menge an PFAS ab, die im Trinkwasser konkret nachgewiesen werde, das bisher noch nicht getestet worden sei. 3M kündigte an, im laufenden zweiten Quartal eine Belastung von rund 10,3 Milliarden Dollar vor Steuern zu verbuchen.

„Erster Schritt für 3M auf langer
Reise durch die Prozesse“

Karen Ubelhart und Christina Feehery, Analystinnen bei Bloomberg Intelligence, sprachen von einem ersten Schritt für 3M auf seiner langen Reise durch die Prozesse. Mit der ausgehandelten Einigung merze der Konzern ein bedeutendes Maß an juristischer und finanzieller Unsicherheit aus, schrieben die Branchenkennerinnen. "Aus dem Schneider ist 3M aber noch nicht." Denn abseits der für das Trinkwasser zuständigen Institutionen und Behörden sich der Konzern noch mit vielen weiteren Klagen auseinandersetzen.

Dabei gehe es unter anderem um Vorwürfe im Zusammenhang mit der Schädigung natürlicher Ressourcen sowie von Privatpersonen wegen erlittener Gesundheitsschäden. Diese Fälle könnten 3M weitere 10 bis 15 Milliarden Dollar kosten, schätzen Ubelhart und Feehery.

Die Wasserverschmutzung betreffenden Fälle gehören zu insgesamt 4.000 Klagen gegen 3M und andere US-Unternehmen, mit denen sich derzeit das Bundesgericht in Charleston in South-Carolina befasst. Der zuständige Richter muss die Einigung mit dem US-Konzern noch absegnen. 3M hatte bereits vor mehr als 20 Jahren den Ausstieg aus der Produktion der PFAS-Chemikalien angekündigt. Mittlerweile macht der Konzern mit dem Vorhaben Ernst. Ab Ende 2025 sollen keine derartigen Stoffe mehr bei 3M hergestellt werden. (dpa)     

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