BdSt: Defektes „Wasserband“ ließ unbemerkt 20 Millionen Liter Wasser versickern

Schwarzbuch prangert Verschwendung auch bei Wasser-Projekten an

Eine defekte Wasserinstallation ließ in Marburg unbemerkt 20 Millionen Liter Trinkwasser versickern – das berichtet der Bund der Steuerzahler (BdSt) in seinem diesjährigen Schwarzbuch, in dem er Beispiele der Steuerverschwendung aufzeigen will. Bei den Beispielen aus dem Bereich der Wasserwirtschaft geht es dabei auch um eine teure Offenlegung eines verrohrten Baches und um eine Stilllegung von Bewässerungsanlagen.

Wie der BdSt berichtet, wurde im mittelhessischen Marburg in den Jahren 2007 bis 2011 im Rahmen der städtebaulichen Sanierungsmaßnahme „Nördliche Altstadt“ die Straße Ketzerbach umgebaut und dabei ein sogenanntes Wasserband als Kunstinstallation errichtet. Seit nun 15 Jahren fließt im „Wasserband“ treppenartig ein künstliches Bächlein durch die Ketzerbach. Die Stadt habe sich erhofft, damit das Klima vor allem an heißen Tagen zu verbessern. Die Gesamtkosten der Baumaßnahmen betrugen den Angaben zufolge 2,68 Mio. Euro, für die Marburg Fördergelder von Bund und Land in Höhe von insgesamt 1,79 Mio. Euro erhielt. Die Kosten für das „Wasserband“ allein lagen bei 233.000 Euro.

Steuerzahler tragen
Kosten von 35.000 Euro

In einem störungsfreien Jahr liegen die Unterhaltskosten für das „Wasserband“ laut „Schwarzbuch“ bei 9.500 Euro: 3.200 Euro für die bauliche Unterhaltung, 5.400 Euro für den Strombedarf und 900 Euro für den Wasserverbrauch. Der durchschnittliche Wasserverlust durch Verdunstung liege bei 500.000 Litern Wasser pro Saison.

Im Sommer des Jahres 2019 versickerten laut BdSt insgesamt 19,9 Mio. Liter Wasser unbemerkt im Boden. Laut der Stadt entspricht dies 83.000 Liter Wasser pro Betriebstag, heißt es in dem Schwarzbuch. Die Kosten von 35.000 Euro trugen die Steuerzahler.

Wie der BdSt ausführt, wurde im Herbst 2019 – wie üblich – das Wasser wegen des bevorstehenden Winters abgestellt. Beim Kontrollieren des Zählerstands bemerkte die Stadt dann den enormen Wasserverlust. Bei einer umfassenden Überprüfung wurde dann der Schaden sichtbar: beschädigte Dichtungen, zahlreiche Lecks, Schäden an den Leitungen, Ablaufrinnen und Anschlüssen und teilweise Hohlräume im Pflasterunterbau. Die notwendige Reparatur habe mit 22.000 Euro zu Buche geschlagen. Dabei habe die Stadt auch festgestellt, dass am „Wasserband“ Materialien eingesetzt wurden, die für diesen Zweck nicht geeignet sind: Die ursprünglichen Rinnen wiesen deutliche Korrosionsspuren auf und mussten ausgetauscht werden. Nach intensiven Wartungsarbeiten ging das „Wasserband“ im Frühjahr 2022 wieder in Betrieb. Doch schon nach kurzer Zeit seien wieder mehrere Schäden erkannt worden. Die Stadt gibt laut BdSt als Kosten für den Ersatz der defekten Teile 500 Euro an – rechne man allerdings die Handwerkerleistungen hinzu, dürften die Aufwendungen deutlich höher liegen, schreibt der Steuerzahlerbund.

Ein erhöhter Wasserverbrauch sei schon 2017 und 2018 festgestellt waren; Marburg habe das „Wasserband“ damals aber nur oberflächlich untersucht und habe Vandalismus und extreme Hitzeperioden als Ursachen gesehen. Auf eine regelmäßige Kontrolle des Wasserzählers hätten die Verantwortlichen verzichtet, was sich dem Bund der Steuerzahler zufolge als schwerer Fehler herausgestellt hat. Das „Wasserband“ zurückzubauen sei für die Stadt Marburg jedoch keine Option, denn es würde die Rückzahlung der Fördergelder drohen. Für die Steuerzahler würde es dann im Hinblick auf die Rückbaukosten vielleicht noch teurer, gibt der BdSt zu bedenken....

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