Bund, Brandenburg und Sachsen bringen Grundwassermodell Lausitz auf den Weg

Neun-Millionen-Euro Projekt dient dem strategischen Wassermanagement

|
|

Einen entscheidenden Schritt für ein strategisches Wassermanagement in der Lausitz soll das Simulationsmodell „Grundwassermodell Lausitz“ als länderübergreifendes Steuerungs-, Kontroll- und Bewertungsinstrument darstellen. Mit dem Modell wollen der Bund und die Länder Brandenburg und Sachsen wesentlich dazu beitragen, die Folgen des Braunkohleabbaus zu bewältigen und den Strukturwandel, auch unter den künftigen Anforderungen durch den Klimawandel zu unterstützen, teilte das sächsische Umweltministerium Mitte Januar mit. Das Umweltministerium Brandenburg, das sächsische Umweltministerium und die Ministerien für Wirtschaft und für Umwelt haben die Verwaltungsvereinbarung für die Durchführung des Projekts „Grundwassermodell Lausitz“ unterzeichnet.

Das Projekt werde von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) koordiniert und vom Umweltbundesamt (UBA) sowie den Fachbehörden des Landes Brandenburg und des Freistaates Sachsen fachlich begleitet. Insbesondere die staatlichen geologischen Dienste der involvierten Länder werden maßgeblich an der Bearbeitung mitwirken. Das Projektgebiet umfasst mehr als 5.000 Quadratkilometer und das Modell soll bis Ende 2027 fertig gestellt sein. Die Kosten für das Projekt beliefen sich auf rund neun Millionen Euro, die zu 70 Prozent vom Bund und zu 30 Prozent von den Ländern Brandenburg und Sachsen finanziert werden.

Berechnung der Fließpfade,
Fließgeschwindigkeiten
und Grundwassermengen

Bei dem Modell handelt es sich den Angaben zufolge um ein Grundwasserströmungsmodell, das Fließpfade, Fließgeschwindigkeiten und Grundwassermengen berechnet. Das Modell baue auf den verfügbaren geologischen und geophysikalischen Daten auf und setze sich aus einem geologisch-hydrogeologischen Strukturmodell, einem Grundwasserströmungsmodell sowie einem Bodenwasserhaushaltsmodell zusammen. Dabei werde zunächst das Strukturmodell durch die zuständigen Fachbehörden in Brandenburg und Sachsen erarbeitet. Die Bergbauunternehmen in der Lausitz würden fachlich eingebunden und ihre bereits bestehenden Regionalmodelle berücksichtigt.

Grundwasser in der Lausitz
muss abgesenkt werde

Für einen sicheren Tagebaubetrieb zum Abbau der Braunkohle muss großräumig Grundwasser in der Lausitz abgesenkt werden, erläuterte das Ministerium. Dieses sogenannte Sümpfungswasser wurde überwiegend in die Flüsse wie Spree und Schwarze Elster eingeleitet. Somit entstanden über die Jahrzehnte enorme Grundwasserdefizite bei gleichzeitig erhöhten Abflussmengen in den Flüssen. Mit dem Ende des Braunkohleabbaus wird die Sümpfung schrittweise eingestellt. Dadurch steige das Grundwasser langsam über mehrere Jahrzehnte wieder an, um eines Tages wieder durch den Boden in die Flüsse zu sickern.

Während für den Kohleausstieg und den künftigen Strukturwandel in der Lausitz weitreichende Vereinbarungen zur Unterstützung der Wirtschaft getroffen wurden, seien die Auswirkungen des Kohleausstiegs auf den Wasserhaushalt wie die Einstellung der Sümpfungswassereinleitungen, die Füllung der Tagebaurestseen oder die Stofftransporte im Untergrund - vor allem Eisen und Sulfat - noch nicht abschließend betrachtet. Auch die erforderlichen Maßnahmen zur Wiederherstellung eines möglichst naturnahen und sich weitgehend selbst regulierenden Wasserhaushaltes sind laut sächsischem Umweltministerium noch nicht abschließend bestimmt. Ohne die Anpassung des Wasserhaushalts an die nachbergbaulichen Verhältnisse werde die wirtschaftliche Transformation der Region erschwert. Eine gesicherte Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung für Industrie, Gewerbe, und Landwirtschaft sei die grundlegende Voraussetzung für den Strukturwandel.

Schlüsselwerkzeug
für eine nachhaltige
Grundwasserbewirtschaftung

Der Entschließungsantrag des Bundestages zum Kohleverstromungsbeendigungsgesetz (KVBG) vom Juli 2020 (Bundestags-Drucksache 19/20714 (neu)) spreche folgerichtig diese wasserwirtschaftlichen Belange in der Lausitz direkt an. Darin fordert der Deutsche Bundestag von der Bundesregierung und den betroffenen Ländern unter anderem die Erarbeitung eines überregionalen Wasser- und Untergrundmodells. Bund und Länder haben sich den Angaben zufolge darauf verständigt, zur Erfüllung der Entschließung auf das bestehende Bewirtschaftungsmodell für das Oberflächenwasser zurückzugreifen sowie ein neues länderübergreifendes Grundwassermodell Lausitz als maßgebliche Grundlage und Kernelement für die Grundwasserbewirtschaftung aufzubauen.

Das Modell solle als Schlüsselwerkzeug für eine nachhaltige Grundwasserbewirtschaftung als Teil eines funktionierenden Wasserhaushalts dienen. Dazu werde auf wichtige fachliche Grundlagen in den Ländern und bei den Bergbau- und Sanierungsträgern zurückgegriffen. Perspektivisch sollten das Modell für das Oberflächenwasser sowie für das Grundwasser über Schnittstellen miteinander gekoppelt werden.

Habeck: Auch Wassermanagement
für Industrieansiedlungen
soll verbessert werden

Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Dr. Robert Habeck (Grüne) erklärte, 150 Jahre Braunkohleförderung in der Lausitz hätten ihre Spuren nicht nur in der Landschaft, sondern auch insbesondere im Wasserhaushalt hinterlassen. Um die Folgen besser einschätzen zu können, sei das Vorhaben der Grundstein für ein nachhaltiges Wassermanagement in der Lausitz. Damit solle neben einer nachhaltigen Wasserversorgung der Region auch das Wassermanagement für entscheidende Industrieansiedlungen verbessert werden. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) sagte, mit dem Grundwassermodell Lausitz könnten die notwendigen Maßnahmen geplant und umgesetzt werden, um den Wasserhaushalt in der Region nach dem Ende des jahrzehntelangen Bergbaus wiederherzustellen und dauerhaft zu stabilisieren. So würden die Transformation und der Strukturwandel in der Lausitz gelingen.

- Anzeige -

Themen des Artikels
Kategorie des Artikels
- Anzeige -