Mehr Rheinwasser für das Hessische Ried: Drei mögliche Lösungsoptionen

Keine nachteiligen Auswirkungen auf die Grundwasserqualität

Für eine umfassendere Nutzung des Rheinwassers stehen drei Alternativen zur Verfügung, darunter ein Ausbau des vorhandenen Brauchwasserwerkes in Biebesheim und somit eine Verdopplung der aktuellen Kapazität. Das geht aus einer jetzt vom Hessischen Umweltministerium vorgelegten Machbarkeitsstudie des Wasserverbades Hessisches Ried (WHR) hervor, in der untersucht wurde, wie und mit welchem Investitionsbedarf eine erhöhte Aufbereitung von Rheinwasser realisiert werden kann.

Des Weiteren kommen dem Abschlussbericht zufolge die Neuerrichtung eines zweiten Brauchwasserwerkes im nördlichen Ried oder die Neuerrichtung eines Uferfiltratwasserwerkes im südlichen Ried in Frage. Die Kosten für die Erweiterung um 5.400 m³/h, was einer Verdoppelung der aktuellen Kapazitäten entspreche, würden je nach Aufbereitungstechnik zwischen 150 und rund 170 Millionen Euro abgeschätzt. Für Leitungen und Infiltrationsanlagen fielen zusätzliche Kosten von 69 bis zu 167 Millionen Euro an.

Im Rahmen der Machbarkeitsstudie wurde geprüft, welche technischen Maßnahmen die wachsenden Wasserbedarfe decken können. Zusätzlich infiltriertes Brauchwasser aus dem Rhein hat der Studie zufolge auch keine nachteiligen Veränderungen auf die Grundwasserqualität: Da die Entnahmemengen aus dem Rhein sich im Promillebereich bewegen würden, könnten diese auch bei einer Erweiterung der Rheinwasseraufbereitung unproblematisch entnommen werden, heißt es.

Mit steigenden Wasserbedarfen
zu rechnen

Angesichts des Klimawandels, der Bevölkerungszunahme und der wirtschaftlichen Entwicklung in Südhessen sei mit steigenden Wasserbedarfen für Landwirtschaft, öffentliche Wasserversorgung und Natur zu rechnen, sagte Staatssekretär Michael Ruhl bei der Übergabe des Abschlussberichts im Brauchwasserwerk in Biebesheim. Um zukünftige Herausforderungen bewältigen zu können, liege mit der Machbarkeitsstudie nun eine gute Grundlage vor. Im Zukunftsplan Wasser sei angesichts begrenzter Grundwasserressourcen in den Wasserentnahmegebieten die Prüfung zusätzlicher künstlicher Grundwasseranreicherungen zur Deckung der Wasserversorgung verankert.

Das Land Hessen förderte die Studie, an der neben den Experten des Wasserverbandes verschiedene Fachbüros mitarbeiteten und die vom Hessischen Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt sowie dem Regierungspräsidium Darmstadt begleitet wurde, den Angaben zufolge mit 400.000 Euro, die 80 Prozent der Gesamtkosten abdeckten.

Trockenphase hat die
Aufbereitungsanlage Biebesheim
an ihre Grenzen gebracht

Die Verbandsvorsteherin des WHR, Elisabeth Jreisat, erklärte, dass mit der Machbarkeitsstudie nun entscheidende Grundlagen für die zukünftigen Planungen vorliegen. Im nächsten Schritt werde der WHR in die Gespräche mit den Wasserbedarfsträgern gehen, um im Herbst konkrete Zusagen zur weiteren Planung zu erhalten.

In den vergangenen Jahrzehnten hätten die Grundwasserstände im Hessischen Ried dank der Infiltration von aufbereitetem Rheinwasser stabil gehalten werden können. Biebesheim verfügt über eine Kapazität zur Aufbereitung von 5.400 Kubikmeter - über fünf Millionen Liter - Wasser pro Stunde. „Dadurch ist auch in Trockenzeiten, wie wir sie in den letzten Sommern erlebt haben, Grundwasser und Beregnungswasser vorhanden“, erklärte Jreisat. „Die letzte mehrjährige Trockenphase mit hohen Temperaturen und kontinuierlich steigenden Bedarf haben die Aufbereitungsanlage Biebesheim aber bereits an ihre Grenzen gebracht.“

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