Berlin und Brandenburg prüfen Nutzung von Ostsee-Wasser für Trinkwasserversorgung

Berlin und Brandenburg lassen die Möglichkeit untersuchen, Wasser aus der Ostsee zur Trinkwasserversorgung in den Großraum Berlin zu pumpen. Die beiden Länder geben dazu in diesem Jahr eine Machbarkeitsstudie in Auftrag, wie Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) der Deutschen Presse-Agentur in Potsdam sagte. „Das Gutachten soll die Voraussetzungen klären, unter denen es ökologisch und ökonomisch sinnvoll sein kann, Ostsee-Wasser zu entsalzen und in den Berliner Raum zu transportieren.“

Auch in Baden-Württemberg etwa lege Wasser aus dem Bodensee bis in den Norden des Bundeslandes um die 400 Kilometer in Rohrleitungen zurück. „Berlin ist immer darauf angewiesen, dass Wasser zusätzlich herangeführt wird, da die Grundwasserneubildung unter seinem Territorium für eine Versorgung der wachsenden Metropole nicht ausreicht“, sagte der Minister.

„Trinkwasser aus der Ostsee wäre Neuland und auch mit Problemen verbunden. Jede Entsalzung ist mit einem hohen Energieaufwand verbunden. Und selbstverständlich muss am Ende auch Mecklenburg-Vorpommern mitgehen, schließlich gehört die Ostseeküste weder zu Brandenburg noch zu Berlin“, so Vogel. „Aufgrund der sinkenden Grundwasserstände werden wir Wasserprobleme bekommen, wenn wir nichts unternehmen.“

Wasser aus der Elbe in die Spree zu leiten oder den deutsch-polnischen Grenzfluss Oder für die Berliner Wasserversorgung anzuzapfen, halte er für schwierig. Die Oder habe in der Hälfte des Jahres ohnehin Niedrigwasser, sagte der Minister.

Einer Studie des Umweltbundesamtes zufolge drohen der Trinkwasserversorgung im Großraum Berlin und entlang der Spree große Engpässe. Der Fluss könnte in trockenen Sommermonaten örtlich bis zu 75 Prozent weniger Wasser führen, wenn mit Ende der Braunkohleförderung weniger Grundwasser in den Fluss gepumpt wird. Die Studie schlägt als Lösung unter anderem vor, Talsperren und Wasserspeicher zu ertüchtigen und bestehende Seen als Wasserspeicher auszubauen.

Empfohlen wird zudem, die Deckung der Wasserdefizite mit Wasserüberleitungen aus benachbarten Flussgebieten wie Elbe, Lausitzer Neiße und Oder abzusichern. Der Großteil des Trinkwassers für Berlin wird als Uferfiltrat aus den Flüssen Havel und Spree gewonnen.

Die bisherigen Niederschläge in diesem Sommer und im Winter davor reichen aus Sicht Vogels nicht aus, um das Grundwasserdefizit der vergangenen fünf Jahre wettzumachen. „Das Defizit ist überhaupt nicht ausgeglichen. Es wird auch am Ende des Jahres weiter fortbestehen“, so der Minister. „Gut wäre jetzt ein feuchter und milder Winter vor allem für die Grundwasserneubildung, da fallende Grundwasserstände bereits jetzt Probleme aufwerfen.“ (dpa)

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