Bund Naturschutz kritisiert Fokus auf Klärschlamm-Monoverbrennung in Bayern

Der Bund Naturschutz in Bayern (BN) hat den Fokus der Staatsregierung auf Monoverbrennungsanlagen zur Behandlung von Klärschlamm kritisiert. Es gebe deutlich umweltschonendere Verfahren, um die neuen gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen, teilte der BN unter Berufung auf eine aktuelle Studie in München mit. Spätestens ab 2032 greift für größere Kläranlagen eine Pflicht zur Rückgewinnung von Phosphor aus dem Klärschlamm.

Monoverbrennungsanlagen hätten die schlechteste CO2-Bilanz von allen Verfahren, verdeutlichte die stellvertretende BN-Landesbeauftragte Christine Margraf. „Dass im Freistaat derzeit so viele Monoverbrennungsanlagen gebaut werden, ist daher die völlig falsche Entwicklung.“ Es drohten Fehlinvestitionen mit negativen Folgen für die Umwelt und die Bürgerinnen und Bürger.

Margraf wies darauf hin, dass die Klärschlammverbrennung allein noch kein Verfahren zur P-Rückgewinnung sei. Da es für die Verfahren zur Gewinnung von Phosphor aus Klärschlammasche noch keine großtechnisch erprobten Verfahren gebe, bestehe noch großer Forschungsbedarf.

Die Studie des Beratungsbüros Björnsen aus Koblenz im Auftrag des BN hat vier Verfahren der Klärschlammbehandlung verglichen. Das sind im Einzelnen die Klärschlamm-Monoverbrennung mit P-Rückgewinnung mittels Erhitzung im Drehrohrofen unter Zugabe von Mineralsalzen (AshDec) sowie mittels Zugabe von Säuren (TetraPhos), die Klärschlamm-Pyrolyse, die Hydrothermale Karbonisierung (HTC) sowie ein ressourcenorientiertes Sanitärsystem, bei dem menschliche Ausscheidungen über ein Unterdrucksystem einer direkten Vergärung zugeführt werden.

Das AshDec-Verfahren setzt laut Studie 99 Kilogramm CO2-Äquivalente pro Kilogramm rückgewonnenen Phosphor frei, während es beim TetraPhos-Verfahren 145 Kilogramm sind. Für die Pyrolyse hat das Beratungsbüro 36 Kilogramm, für die HTC 53 Kilogramm und für das ressourcenorientierte Sanitärsystem 43 Kilogramm ermittelt.

„Die niedrigsten Treibhausgasemissionswerte weist die Pyrolyse auf“, sagte Kevin Friedrich von Björnsen Beratende Ingenieure. Bei der Pyrolyse direkt an der Kläranlage könnten eine Reihe von Problemstoffen wie Arzneimittelrückstände, Quecksilber und Cadmium, Mikroplastik und multiresistente Keimen vernichtet werden. „Es besteht allerdings ein entscheidender Nachteil: eine landwirtschaftliche Verwertung des Klärschlamm-Karbonisats ist aus rechtlichen Gründen in Deutschland derzeit nicht möglich.“

„Die zukunftsfähigste und beste Lösung wäre ein ressourcenorientiertes Abwassersystem, also eine Trennung der menschlichen Ausscheidungen und des restlichen Abwassers in den Haushalten“, sagte BN-Expertin Renate Götzenberger. Erste Pilotprojekte gebe es bereits, sagte BN-Sprecher Felix Hälbich. „Das ist technisch auf jeden Fall machbar, man müsste es nur bei Neubauprojekten entsprechend umsetzen.“ Die Umrüstung von Bestandsgebäuden hingegen würde dauern und vermutlich einen Übergang über Jahrzehnte hinweg bedeuten, in dem auch andere Verfahren wie die Pyrolyse parallel zum Einsatz kommen müssten. (EUWID/dpa)

Hier geht es zur Studie von Björnsen Beratende Ingenieure.

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