Forscher: Speicherkonzepte für Wasser in der Lausitz müssen schnell kommen

„Tragweite der Wasserverknappung spiegelt sich noch nicht ausreichend wider“

Abgesunkene Grundwasserstände, Wasserdefizite in der Natur und in der Folge auch Sorge um Versorgungsengpässe in Industrie und Landwirtschaft: Nach der extremen Trockenheit der vergangenen Jahre werden auch für Brandenburg die Aufgaben beim Wassermanagement immer größer. Der Forscher Volker Preuß von der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg sieht vor dem Hintergrund der Studie des Umweltbundesamtes (UBA) zu den wasserwirtschaftlichen Folgen des Braunkohleausstieges in der Lausitz die Notwendigkeit eines raschen Handlungskonzeptes mit Wasserspeicherlösungen und fordert mehr Problembewusstsein.

Laut der Studie drohen Engpässe bei der Trinkwasserversorgung im Großraum Berlin und entlang der Spree nach Ende der Kohleförderung. Der Fluss könnte in trockenen Sommermonaten örtlich bis zu 75 Prozent weniger Wasser führen, wenn mit Ende der Braunkohleförderung in der Lausitz viel weniger Grundwasser in den Fluss gepumpt wird. Mehr als 100 Jahre waren viele Millionen Kubikmeter Grundwasser abgepumpt und in Fließgewässer eingeleitet worden.

„Die Tragweite der Wasserverknappung im Fließgewässer spiegelt sich derzeit noch nicht ausreichend wider“, sagt Preuß, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Arbeitsgebiet für Wassertechnik und Siedlungswasserbau an der Brandenburgischen-Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Es brauche eine klare Strategie, denn der noch verbleibende Zeitraum für die Sicherung einer adäquaten Wasserversorgung sei denkbar knapp.

Klare Strategie erforderlich

So habe der Wasserüberschuss der vergangenen Jahrzehnte in der Spree manches Problem kaschiert. Die immer wieder in Abschnitten ausgetrocknete Schwarze Elster in Südbrandenburg zeige deutlich die Situation, was passieren kann, wenn der Bergbau weiche, so Preuß. Die Zeitspanne, bis die großräumig abgesenkten Grundwasserleiter wieder aufgefüllt sein werden, sei an dieser Stelle besonders kritisch.

Verdunstung von bis zu acht
Kubikmeter Wasser pro Sekunde

Auch das Konzept bei der Stützung des Spreewalds muss seiner Ansicht nach überdacht werden. „Der Spreewald wird so eingestellt, dass der Tourismus maximal laufen kann, aber es bleibt auch viel Wasser dort hängen“, beschreibt der Forscher. An heißen Sommertagen verdunste dort bis zu acht Kubikmeter Wasser pro Sekunde, gibt er zu bedenken.

Wie auch die UBA-Studie sieht Preuß als eine Lösung die Ertüchtigung von Talsperren und Tagebauseen als Speicher für die Wasserbewirtschaftung. Die Studie hat gezeigt, dass bisher bestehende Speicherkapazitäten aber nicht ausreichten. Der Forscher hält deshalb die Nutzung weiterer Tagebauseen als Speicher für sinnvoll.

Überleitung sollte ausgelotet werden

Ausgelotet werden sollte, wie sich Wasser aus anderen Regionen überleiten lässt, um die Speicher sicher füllen zu können, etwa aus Elbe oder Neiße. „In den Wintermonaten, wo Flüsse genug Wasser führen, würde man einen kleinen Strom umleiten, zwischenspeichern und im Sommer zur Stützung wieder abgeben“, beschreibt Preuß das Speicherkonzept. Das schlägt unter anderem auch die UBA-Studie vor.

Brandenburg, Sachsen und Berlin haben im vergangenen September eine engere Zusammenarbeit der obersten Wasserbehörden beschlossen. Das gemeinsame Ziel: Strategien und Maßnahmen des Wassermanagements im Flussgebiet Spree - Schwarze Elster - Lausitzer Neiße.

Alte Konzepte genauer anzuschauen

Dass Wasser-Überschüsse gespeichert werden, sei nicht neu, bemerkt Preuß. Schon vor über 100 Jahren sei es um einen erhöhten Wasserbedarf gegangen, vor allem in Berlin, berichtet der Forscher und schlägt vor, sich alte Konzepte genauer anzuschauen. So sei damals beispielsweise der Schwielochsee südöstlich von Berlin als Speichergewässer vorgesehen gewesen. Wegen des dann einsetzenden Braunkohlebergbaus wurde davon abgesehen.

Auch kleinere Maßnahmen wie Nutzungsbeschränkungen für Verbraucher könnten in Zeiten von Wasserknappheit einen Beitrag leisten. Dazu sei viel Aufklärung der Bevölkerung notwendig. Das große Mengenproblem werde damit aber nicht gelöst, betont der Wissenschaftler. (dpa)           

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