UBA: Bei Bewertung und Monitoring breitere Palette von PFAS berücksichtigen

Methode dTOP-Assay kann zusätzliche PFAS erfassen

Bei der Bewertung des Umweltrisikos, im ⁠Monitoring⁠ und bei der gesetzlichen Regulierung sollte eine breitere Palette von PFAS berücksichtigt werden. Dafür hat sich das Umweltbundesamt (UBA) in seiner aktuellen Publikation „SumPFAS – besorgniserregenden Per- und Polyfluorierten Stoffen auf der Spur“ ausgesprochen. Denn ungenaue Trendanalysen verfälschten das Bild der flächenhaften PFAS-Belastung. Die Untersuchung unterstreiche die Notwendigkeit, bei der Bewertung der Umweltbelastung über die Einzelstoffanalytik hinauszugehen und auch die Vorläufersubstanzen zu berücksichtigen.

Zeitliche Trenduntersuchungen von Schwebstoff-Proben der Umweltprobenbank (UPB) deuteten darauf hin, dass die PFAS-Belastung in den großen deutschen Flüssen kontinuierlich abnimmt, heißt es in der Publikation. Die Abnahme gehe im Wesentlichen auf einen Rückgang von langkettigen PFAS zurück, die teilweise reguliert sind, während der prozentuale Anteil unbekannter Vorläuferverbindungen mit den Jahren zugenommen hat. In den für die UPB beprobten deutschen Flüssen Donau, Rhein, Elbe, Saar, Saale und Mulde zeigte sich dem UBA zufolge, dass die PFAS-Belastung von Schwebstoffen vor allem in stark besiedelten und industriell geprägten Gebieten am Niederrhein und in der mittleren Elbe hoch waren, aber auch flussabwärts der an der Elbe gelegenen tschechischen Industrie um Ústí nad Labem. Für die Belastung der Nordsee spiele der Rhein eine größere Rolle als die Elbe, da die Schwebstoff-gebundenen PFAS-Frachten im Rhein deutlich höher sind.

Auch kleine Gewässer durch lokale Emissionsquellen erheblich belastet

Die flächenhafte Auswertung der Proben aus dem Monitoring der Bundesländer zeigt jedoch laut UBA, dass auch kleine Gewässer durch lokale Emissionsquellen erheblich belastet sein könnten. Besonders betroffen seien Standorte unterhalb von Kläranlagen und PFAS-verarbeitenden Betrieben, sowie Standorte in der Nähe von PFAS-Verdachtsflächen wie Flughäfen, Militärgeländen oder Flächen mit kontaminierten Böden.

Die vorliegenden Untersuchungen spiegelten jedoch nur die partikelgebundene PFAS-Belastung wider; die weniger lipophilen kurzkettigen Verbindungen dürften in den Proben unterrepräsentiert sein, so dass die wahre Gesamtbelastung der Gewässer noch höher sein könnte, heißt es seitens des Umweltbundesamtes. Dies habe sich auch im Vergleich der berechneten schwebstoffgebundenen Jahresfrachten gezeigt, die deutlich niedriger ausfielen als Gesamt-Jahresfrachten aus anderen Studien.

Targetanalytik erfasst nur kleinen Teil der partikelgebundenen PFAS

Für das Flächenmonitoring wurden den Angaben zufolge insgesamt 214 Schwebstoff- und Sedimentproben von 176 verschiedenen Probenahmeflächen untersucht, während sich das Trendmonitoring auf 100 Schwebstoff-Proben von der Umweltprobenbank stützte. Alle Proben wurden mittels Einzelstoffanalytik – der Targetanalytik - auf 41 verschiedene PFAS-Verbindungen untersucht, berichtet das UBA. Zusätzlich kam eine summarische Methode zum Einsatz (direct Total Oxidizable Precursor (dTOP) -Assay), die die Gesamtbelastung der Proben mit PFAS deutlich umfassender beschreibe.

Der Vergleich der Ergebnisse von Targetanalytik und dTOP-Assay verdeutlicht dem UBA zufolge, dass die Targetanalytik nur einen kleinen Teil der partikelgebundenen PFAS erfasst. Vorläufersubstanzen und möglicherweise auch nicht extrahierbare PFAS bleiben bei der herkömmlichen Targetanalytik unerkannt. Dies führe zu ungenauen Trendanalysen und verfälsche das Bild der flächenhaften PFAS-Belastung. Der dTOP-Assay sei geeignet, auch zusätzliche PFAS zu erfassen und sei daher ein wichtiges Instrument, um potenzielle Quellen von unbekannten Vorläuferverbindungen zu identifizieren und genauere zeitliche Trends in der PFAS-Belastung wiederzugeben.

Bei Bewertung der Umweltbelastung
über Einzelstoffanalytik hinausgehen

Die Ergebnisse werfen laut UBA die Frage nach möglichen Implikationen für Umwelt und Gesetzgebung auf. Während sich viele Studien und behördliche Maßnahmen immer noch auf eine begrenzte Anzahl von PFAS konzentrierten, zeigten die Ergebnisse dieser Studie, dass es notwendig ist, bei der Bewertung von Umweltrisiken und der gesetzlichen Regulierung eine breitere Palette von PFAS zu berücksichtigen. Die Untersuchung unterstreiche die Notwendigkeit, bei der Bewertung der Umweltbelastung über die Einzelstoffanalytik hinauszugehen und auch die Vorläufersubstanzen zu berücksichtigen. Der dTOP-Assay habe sich als geeignetes Instrument für diesen Zweck erwiesen, schreibt das UBA.      

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