DBU fördert Projekt zur Aufbereitung von Trinkwasser ohne Chemikalien

Nachhaltigkeit soll schon vor dem Krisenfall berücksichtigt werden

Eine Anlage, die aus Schmutzwasser sauberes Trinkwasser herstellt, entwickelt derzeit das Startup Disaster Relief Systems (DRS) unter Professor Utz Dornberger an der Universität Leipzig in einem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Projekt. Die Anlage funktioniert ohne Chemikalien, kann regenerativ angetrieben werden und ist recycelbar, teilte die DBU mit.

Zur Versorgung von in Not geratenen Menschen mit sauberem Wasser setzten Hilfsorganisationen in der Regel große mobile technische Anlagen zur Rohwasseraufbereitung ein. „Ökologisch und einsatztechnisch problematisch ist dabei oft das Verwenden von Chemikalien zum Beispiel zur Flockung von Schwebstoffen, Desinfektion des Wassers sowie Konservierung von Filtermembranen, bei deren unsachgemäßer Handhabung Gesundheitsgefährdungen und Schäden an der Umwelt entstehen können“, sagte Projektleiter John-Henning Peper. „Aus diesem Grund war eine der Hauptanforderungen, eine leistungsfähige Trinkwasseraufbereitungsanlage zu entwickeln, die auch ohne den Gebrauch von Chemikalien auskommt.“

Nachhaltigkeit spielt bisher
keine oder geringe Rolle

Nachhaltigkeit sowie Umwelt- und Naturschutz seien allerdings in Katastrophenfällen bislang eher zweitrangig, sodass diese Aspekte bei den großtechnischen Trinkwasseraufbereitungsanlagen der Hilfsorganisationen bisher keine oder eine nur geringe Rolle spielten. Um dieses Manko zu minimieren, empfiehlt Franz-Peter Heidenreich, Leiter des DBU-Referats Wasser, Boden und Infrastruktur, den Umweltschutz schon vor einem möglichen Krisenfall zu berücksichtigen. Auch deshalb, so Heidenreich, weil der Klimawandel weltweit zu einer wachsenden Anzahl an Katastrophen führe, insbesondere zu Starkregenereignissen und Hochwassersituationen, auf die dann entsprechend reagiert werden müsse. Bei der kompakten Trinkwasseraufbereitungsanlage werde auch der Umweltschutz-Aspekt „schon eingebaut“.

"Anlage kann bis zu 2.500 Liter Wasser pro Stunde ohne Chemie aufbereiten"

Das mit Tragegriffen versehene und 135 Kilogramm schwere Gerät namens „SAS-W2500“ (Standardized Aid System) ist nun auf dem DBU-Gelände vorgestellt worden. Diese Anlage kann laut DBU bis zu 2.500 Liter Wasser pro Stunde chemikalienfrei aufbereiten – ohne Chlor. Sie reinige, indem das Schmutzwasser mit einem Druck von drei bis sieben bar durch Filter mit Mini-Poren im Nanometer-Bereich gepresst werde. Druck und Filter hielten nicht nur gefährliche Keime wie den Cholera-Erreger, sondern auch winzige bakterielle Giftstoffe und ein hohes Maß an Viren zurück. Bei einem Bedarf von drei Litern Trinkwasser pro Person könnten damit rein rechnerisch bis zu 830 Menschen pro Stunde und rund 20.000 Menschen täglich versorgt werden, so  die DBU.

Strom über erneuerbare Energien

Die benötigte Energie liefere die Anlage den Angaben zufolge mittels eines kleinen eingebauten Generators oder mittels Elektroantrieb, der wiederum mittels einer ausklappbaren Solarmatte gespeist werden könne. Um auch die Einsatzfähigkeit der Solarmatte im Katastrophenfall zu gewährleisten, werde derzeit am Standort Leipzig ein zweiter Prototyp mit einer ausklappbaren Photovoltaikanlage getestet. Zudem werde darauf geachtet, dass möglichst alle Bauteile recyclingfähig sind. Wichtig sei auch, dass die Anlage notfalls unbeschadet aus einem Flugzeug abgeworfen werden und dann ihre Dienste leisten kann. Entsprechende Tests wollen die Ingenieure den Angaben zufolge als nächstes starten.

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