Müllheizkraftwerk Würzburg soll zentrale Klärschlamm-Trocknungsanlage bekommen

Beschluss der ZVAWS-Verbandsversammlung / Freie Abwärme-Kapazitäten

Am Müllheizkraftwerk (MHKW) Würzburg soll eine zentrale Trocknungsanlage für entwässerten Klärschlamm für die Stadt und das Umland entstehen. Einen entsprechenden Beschluss hat die Verbandsversammlung des Zweckverbands Abfallwirtschaft Raum Würzburg (ZVAWS) gefasst. Sie folgt einer Empfehlung des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (Fraunhofer Umsicht), das in einer Studie mögliche regionale Verwertungswege für Klärschlamm aufzeigt und bewertet. In den nächsten Wochen und Monaten werde die Organisation des Vorhabens in Abstimmung mit den zuständigen Behörden weiterentwickelt, teilte der ZVAWS mit. Eine EUWID-Anfrage zur geplanten Kapazität der Anlage und zum voraussichtlichen Investitionsvolumen ließ der Zweckverband unbeantwortet.

Die Stadt Würzburg sowie die Landkreise Würzburg und Kitzingen sind Mitglieder des ZVAWS. In Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Würzburg betreibt der Zweckverband das MHKW und die dazugehörige Deponie Hopferstadt. Die Umsetzung der novellierten Klärschlammverordnung beschäftigt den ZVAWS nach eigener Darstellung seit Jahren. Vor ihrer Entscheidung für die zentrale Trocknungsanlage habe die Verbandsversammlung das Vorhaben eingehend diskutiert und mehrere Gutachten ausgewertet.

Das Klärwerk des städtischen Entwässerungsbetriebs Würzburg, an das auch die im Zweckverband Abwasserbeseitigung Großraum Würzburg zusammengeschlossenen Umlandgemeinden angebunden sind, ist laut ZVAWS vom Verbot der bodenbezogenen Klärschlammverwertung und von der Phosphor-Rückgewinnungspflicht ab 2029 betroffen. Für die Kläranlagen des Abwasserzweckverbandes Ochsenfurt in Winterhausen und der Stadt Kitzingen gelten die Bestimmungen ab 2032.

Studie empfiehlt Monoverbrennung im GKS Schweinfurt

Die Studie von Fraunhofer Umsicht empfehle, den Klärschlamm nach der zentralen Trocknung am MHKW Würzburg in einer darauf spezialisierten Monoverbrennungsanlage energetisch zu verwerten, wie sie das Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt (GKS) plane, teilte der ZVAWS weiter mit. Diese Anlage soll rund 60.000 Tonnen getrockneten Klärschlamm pro Jahr verbrennen. Aus der Monoverbrennungsasche könne Phosphor rückgewonnen werden.

Die Trocknung im industriellen Maßstab benötige eine starke Wärmequelle, führte der Zweckverband weiter aus. Das MHKW Würzburg produziere ganzjährig Wärme in ausreichender Größenordnung. Diese werde zum einen für die Strom- und Wärmeversorgung von Würzburg verwendet. Zum anderen seien noch Kapazitäten vorhanden, die genutzt werden könnten. Die Abwärme aus Abfallverbrennung gelte gesetzlich als erneuerbar oder sei der erneuerbaren Wärmeerzeugung gleichgestellt. Zudem sprächen die verkehrsgünstige Lage und die langjährige Erfahrung des MHKW aus der bisherigen Mitverbrennung von Klärschlamm für diesen Standort.

Maximal 20 Lkw-Anlieferungen pro Tag

Die Planung geht von maximal 20 Lkw-Anlieferungen zur Trocknungsanlage und zwei bis vier Abfuhren pro Werktag aus, hieß es weiter. Bei der Gesamtzahl von Fahrzeugbewegungen am MHKW falle dies fast nicht ins Gewicht. Die Trocknungsanlage sei gut in den Anlagenverbund am MHKW integrierbar und werde mit effektiver Filtertechnik ausgestattet, um eine Geruchsbelastung auszuschließen.

Die Anlage soll so ausgelegt werden, dass dauerhaft Entsorgungssicherheit für die anschlusswilligen Kommunen und Abwasserzweckverbände in der Region Würzburg und angrenzenden Gebieten entsteht und ein wirtschaftlicher Betrieb gewährleistet werden kann, betonte der ZVAWS. „Der Zweckverband Abfallwirtschaft leistet damit seinen Beitrag zum Aufbau einer langfristig angelegten Infrastruktur zur sicheren, ökologisch hochwertigen und klimafreundlichen Klärschlammverwertung bei fairen Kosten und schafft Planungssicherheit für die kommunalen Klärbetriebe in unserer Region“, erklärte Landrat Thomas Eberth (CSU), Verbandsvorsitzender des ZVAWS und des Zweckverbands Abwasserbeseitigung Großraum Würzburg.

Um die konstante Auslastung und Refinanzierung der Trocknungsanlage zu sichern, soll laut ZVAWS ein neuer Zweckverband entstehen. Kommunen und Zweckverbände aus der Region könnten Mitglied werden. „Die Organisationsform Zweckverband ist gerade im Abfall- und Abwasserbereich etabliert und gewährleistet hohe Transparenz in kommunaler Regie“, sagte ZVAWS-Geschäftsleiter Alexander Kutscher. Ein Pakt zwischen Kläranlagenbetreibern in seinem Einzugsgebiet und dem ZVAWS mache Synergien nutzbar und stärke beide Seiten bei der Erfüllung ihres öffentlichen Auftrags.

„Kommunen behalten eigene Angelegenheiten in der Hand“

„Die Kommunen behalten auf diese Weise ihre eigenen Angelegenheiten in der Hand“, sagte Landrat Eberth. So könnten Marktschwankungen ausgeglichen und Abhängigkeiten von Interessen Dritter vermieden werden. Die Wertschöpfung bleibe in der Region. „Die Lösung der Zukunftsaufgabe Klärschlammverwertung mit Phosphorrückgewinnung im regionalen Verbund vermeidet zudem unnötige CO2-Emissionen durch Reduzierung von Transportmengen und kurze Wege“, unterstrich er. Schließlich bleibe nach der Trocknung nur noch etwa ein Viertel der vorherigen Klärschlammmasse übrig.

- Anzeige -

Themen des Artikels
Kategorie des Artikels
- Anzeige -