Cottbuser Ostsee gerät zunehmend für den Wasserhaushalt in den Blick

OB von Cottbus: Besseres Wassermanagement durch Speicherfunktion

Für den Wasserhaushalt in der Lausitz gerät der Cottbuser Ostsee immer mehr in den Blick. Der ehemalige Tagebau wird seit April 2019 mit Unterbrechungen geflutet und soll einmal der größte künstliche See Deutschlands werden. Aufgrund der vielen Niederschläge füllt sich der See derzeit in Rekordzeit mit Wasser. Könnte er für das Wassermanagement der Zukunft in der Lausitz ein Speicher werden? In absehbarer Zeit könnte er eine geschlossene Wasserfläche haben. Nach Angaben des Energieunternehmens Leag steigen derzeit die Abflüsse im gesamten Einzugsgebiet der Spree an. Inzwischen gibt es Überlegungen von Stadt, Politik und Fachleuten, den See als Speicher zu nutzen, um den Wassermangel in der Lausitz besser zu regulieren. Das bedarf aber einer rechtlichen Prüfung.

Mehr als 80 Prozent des erforderlichen Wassers für den Ostsee dürfen laut Genehmigung des Landes Brandenburg aus der Spree entnommen werden. Weniger als 20 Prozent resultieren aus dem Grundwasser. Die Voraussetzungen für die Flutung sind laut Leag gerade günstig. Durch die Niederschläge habe sich der Wasserstand innerhalb eines Monats um knapp einen Meter erhöht. Seit Mitte Dezember darf das Unternehmen fünf Kubikmeter pro Sekunde einleiten. Der Ostsee hat derzeit einen Höchstwasserstand von 59,9 Meter über Normalhöhe (NHN).

Cottbus soll eine Stadt
am Wasser werden

Etwa 22 Projekte sollen rund um den See verwirklicht werden. Ein zentrales Vorhaben ist die Seevorstadt, die das Gewässer mit Cottbus städtebaulich verbinden soll. So soll am Wasser ein CO2-neutrales Stadtquartier mit neuen Wohnbereichen, Gewerbeflächen, ein Energiecampus als Denkfabrik und Bildungs- und Behördenzentrum mit zahlreichen Arbeitsplätzen gebaut werden.

Ostsee könnte
Speicherbecken werden

Ex-Leag-Mitarbeiter Ingolf Arnold hat die Konzeption des Cottbuser Ostsees mitbegleitet und ist Vorsitzender des Vereins Wassercluster Lausitz, der den Transformationsprozess in der Lausitz im Bereich Wasserwirtschaft unterstützt. Nach Ansicht des Experten könnte die ehemalige Tagebaugrube als Wasserspeicher dienen, um in der Zukunft den Wassermangel besser regulieren zu können. Schon 1997 habe es Pläne zu einer Mehrfachnutzung gegeben, da wurde noch Kohle gefördert. Seitdem habe es eine Menge Diskussionen gegeben zwischen Experten und Land, aber passiert sei bislang zu diesen Überlegungen nichts, sagt Arnold.

Etwa 178 Millionen Kubikmeter Speicher würden einmal gebraucht, derzeit seien mit Talsperren und Bergbaufolgeseen nominal 151 Millionen Kubikmeter vorhanden, wobei diese Speicher auch nicht im Ganzen nutzbar seien. "Der Cottbuser Ostsee könnte diese Lücke schließen", schätzt Arnold ein. Der See soll einmal eine Wasserfläche von knapp 19 Quadratkilometern haben.

„Ostsee mit Augenmaß
zum Speicher machen“

Der Oberbürgermeister von Cottbus, Tobias Schick, fordert, „mit Augenmaß und Nüchternheit den Ostsee zum Speicher machen, um den Wasserhaushalt der Region besser regeln zu können.“ Insgesamt müsse mehr ins Wassermanagement investiert werden, nicht nur Geld, sondern auch Ideen und Steuerungsinstrumente. Dabei könne der Ostsee helfen.

Die Lausitz muss sich Schick zufolge auf längere Trockenphasen ebenso einstellen wie auf Phasen mit viel Niederschlag oder aus den Bergen kommendem Hochwasser. Das könne durch eine Speicherfunktion besser gemanagt werden. Sicher seien dafür weitere Detailuntersuchungen und -abstimmungen notwendig, aber das Ziel sei formuliert, so Schick. Vor einer solchen Entscheidung oder ähnlichen Ideen soll ein Grundwassermodell für die Lausitz (EUWID 4.2024) erstellt werden. Der Bund und die Länder Brandenburg und Sachsen wollen sich gemeinsam um ein Grundwasser-Management in der Lausitz kümmern. Als länderübergreifendes Steuerungs- und Kontrollinstrument ist dazu eine Simulationsmodell geplant. Das Modell soll bis 2027 fertig sein. (dpa)  

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