EurEau fordert weitreichendes Verbot der „Ewigkeitschemikalie“ PFAS

„Hindernis auf dem Weg des Wassersektors zu den Zielen des Green Deal“

Der europäische Wasserverband EurEau hat in einem offenen Brief an die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, ein weitreichendes PFAS-Verbot gefordert. Die in EurEau zusammengeschlossenen europäischen Trinkwasserver- und Abwasserentsorger fordern die Kommission auf, das rasche und weitreichende Verbot dieser „Ewigkeits-Chemikalien" uneingeschränkt zu unterstützen. PFAS stellen dem Verband zufolge ein unüberwindbares Hindernis auf dem Weg des Wassersektors zu den Zielen des Green Deal dar, schreibt EurEau.

Die Entfernung von PFAS aus Rohwasser sei technologisch sehr anspruchsvoll und für Abwasser heute praktisch unmöglich, sowie ressourcen- und energieintensiv; sie erfordere – für die Umkehrosmose - 10 bis 20 Prozent zusätzliche Mengen an Rohwasser und erhöhe die Treibhausgasemissionen erheblich. Außerdem zerstörten die derzeitigen Technologien die PFAS nicht vollständig, sondern erzeugten kontaminierte Rückstände mit hohen Konzentrationen von PFAS, die wiederum entsorgt werden müssten. Diese Situation bedrohe die Klima- und Energieziele der EU sowie die Resilienz der Gewässer.

PFAS behindern die
Wiederverwendung von Wasser

PFAS in Abwasserströmen und Klärschlämmen behinderten die Rückgewinnung und das Recycling von Nährstoffen und Res-sourcen, heißt es in dem offenen Brief weiter. Damit gerate die Ziel einer Kreislaufwirtschaft, die geschlossene Nährstoff- und Kohlenstoffkreisläufe umfasst, zunehmend außer Reichweite. PFAS seien zu einem großen Hindernis für die Wiederverwendung von Wasser geworden und bedrohten das Überleben der Landwirte in vielen europäischen Regionen.

Die meisten PFAS seien sehr mobil und gelangten über verschiedene Wege in die aquatische Umwelt. Viele Gewässer werden laut EurEau die künftigen Umweltqualitätsnormen für PFAS nicht einhalten, wodurch Fischerei, Tourismus, Landwirtschaft und Wasserversorgung und die menschliche Gesundheit ernsthaft gefährdet würden. Das Ziel der „Zero Pollution“ werde so für viele Jahrzehnte unerreichbar bleiben.

Zudem werde ein Großteil der heute von den meisten Kläranlagenbetreibern für die PFAS-Entfernung verwendete Aktivkohle aus China importiert, wodurch für die kritischen Infrastrukturen eine unerwünschte Abhängigkeit entstehe.

Verursacherprinzip
muss umgesetzt werden

Des Weiteren fordert EurEau, dass das Verursacherprinzip umgesetzt werden muss. Die erheblichen Kosten für die Beseitigung von PFAS würden heute von den Wassernutzern getragen, während die PFAS-Hersteller davon unberührt blieben. Die Erschwinglichkeit von Wasserdienstleistungen sei daher bedroht, insbesondere für einkommensschwache Gruppen, was im Widerspruch zum EU-Slogan „Leave nobody behind“ stehe.

Der Wasserverband fordert die Kommission auf, den derzeit in der Europäische Chemikalienagentur (ECHA) diskutierten Vorschlag für eine umfassende PFAS-Beschränkung (EUWID 7.2023) voll und ganz zu unterstützen. Die alarmierende und allgegenwärtige PFAS-Kontamination erfordere ein schnelles und entschlossenes Handeln, um die menschliche Gesundheit und die Umwelt vor den kurz- und langfristigen Auswirkungen zu schützen.

Der Präsident von EurEau, Pär Dalhielm, erklärte: „Dies ist unser Asbest-Moment. In 20 Jahren werden unsere Kinder fragen: `Warum habt ihr nicht früher etwas dagegen unternommen?`. Es liegt in unserer Verantwortung, jetzt ein weitreichendes PFAS-Verbot zu erlassen.“ Die Mitglieder von EurEau versorgen den Angaben des Verbandes zufolge 500 Millionen Europäer mit Wasser und sanitären Dienstleistungen. Die 470.000 Beschäftigten des Sektors erwirtschaften einen Jahresumsatz von 86 Milliarden Euro.

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