„Oder-Anrainer müssen Gesetze zum Gewässerschutz konsequent umsetzen“

Internationales Verbändebündnis legt Zukunftsvision für die Oder vor

Durch die Änderung der Bewirtschaftung des Odereinzugsgebiets soll die Verschmutzung des Flusses durch Pestizide und Düngemittel verringert und damit die Wasserqualität verbessert werden. Dazu werden weniger Pestizide und Düngemittel eingesetzt, Gewässerrandstreifen angelegt und in den Überschwemmungsgebieten werden Ackerflächen in extensiv bewirtschaftetes Dauergrünland umgewandelt. Das zählt zu den Inhalten der „Zukunftsvision für eine menschenfreundliche und naturnahe Oder“, die die internationale Verbändekoalition „Zeit für die Oder" heute vorgestellt hat. Das Papier gehe auf die Bedürfnisse der Natur und der am Fluss liegenden Gemeinden ein und stehe damit im deutlichen Kontrast zur aktuellen Situation sowie zu den umweltschädlichen Plänen für einen weiteren Ausbau der Oder, teilten die beteiligten Organisationen Deutscher Naturschutzring (DNR) und Aktionsbündnis  lebendige Oder mit.

Die Internationale Koalition betont, dass die vorgestellte Vision keine Utopie von Naturschutz- und Umweltorganisationen sei – vielmehr handle es sich um die praktische Umsetzung bestehender Gesetze und Strategien für die nachhaltige und ökologische Entwicklung in der Europäischen Union. Die Organisationen fordern die Regierungen der drei Oder-Anrainerstaaten auf, die in der Vision genannten Ziele zu verwirklichen, um ihren eigenen staatlichen Verpflichtungen gerecht zu werden. Es sei Zeit, dass auch die Staaten konstruktiver für eine lebenswerte Oderregion zusammenarbeiten, erklärte Dorota Chmielowiec-Tyszko von Fundacja Eko Rozwoju, einer polnischen Umweltorganisation der Oder-Koalition.           

Wiederherstellung von
Retentionsräumen

Dem Papier zufolge verringern die flächendeckende Rückhaltung von Wasser im gesamten Einzugsgebiet, auch auf zuvor trockengelegten Flächen, besonders Mooren als „Schwämme in der Landschaft“, und die Wiederbelebung und der Schutz natürlicher Retentionsräume das Überschwemmungsrisiko und begrenzen die Auswirkungen von Dürren, sparen Kosten für die Instandsetzung der Infrastruktur und minimieren die wirtschaftlichen Verluste im Zusammenhang mit Dürren. Des Weiteren könnten moderne Überwachungs-, Vorhersage- und Reaktionssysteme sowie Ausbildungs- und Kompetenzerweiterungsprogramme für wasserwirtschaftliche Einrichtungen die Fähigkeit verbessern, Notfälle vorherzusehen und mit extremen Wetterbedingungen umzugehen, was sich auf die öffentliche Sicherheit und die wirtschaftliche Stabilität auswirken werde.

Kontinuierliche Kommunikation

Die internationale Oder-Partnerschaft basiere auf der gemeinsamen Nutzung wissenschaftlicher Daten und der Umweltüberwachung, was eine faktenbasierte und maßgeschneiderte Entscheidungsfindung für das gesamte Einzugsgebiet ermögliche. Die kontinuierliche Kommunikation zwischen den Partnern aus dem öffentlichen und privaten Sektor ermögliche eine ständige Überwachung und Reaktion auf Umwelt- und Klimaherausforderungen. Die Einbindung lokaler Gemeinden, Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen in die Naturschutzbemühungen schaffe soziale Bindungen und stärke die lokale Wirtschaft, heißt es weiter.

Umfassendes Gesamtkonzept fehlt

„Die Oder steht weiterhin unter großem Druck. Es fehlt ein umfassendes Gesamtkonzept für Mensch und Natur, das den Zustand der Oder dauerhaft verbessert und die Flusslandschaft widerstandsfähiger gegenüber Umwelteinflüssen wie Dürre und Hitzestress, aber auch gegenüber Nährstoff- und Schadstoffeinträgen macht. Eine nachhaltige Entwicklung der Oder-Region ist nur mit einer naturverträglichen Nutzung der vorhandenen Ressourcen möglich," sagte DNR-Geschäftsführer Florian Schöne als deutscher Vertreter der Oder-Koalition. Vlastimil Karlík von Arnika, der tschechischen Vertretung in der Oder-Koalition, sagte, die Vision solle zeigen, dass es machbare ökologische und menschenfreundliche Alternativen gebe, die das Leben von Natur und Mensch in und an der Oder begünstigten.

Best-Practice-Beispiele: Auen, Schutzgebiete, Deichrückverlegung

Als Best-Practice-Beispiele für bereits realisierte Maßnahmen nennt die Verbändekoalition in dem Papier die Wiederherstellung von Feuchtwiesen und Feuchtgebieten in den Koźmice-Auen im Flusseinzugsgebiet der Opava in Tschechien, die Schaffung des Schutzgebiets Oderrandmäander, die Deichrückverlegung im Odertal sowie die Erhaltung der Unteren Odertalaue.

Das Papier „Die Zukunft der Oder" finden Sie hier: link.euwid.de/v0emw

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