Studie: Oderausbau und Regulierung wirken sich auf Fischbestand aus

Vogel: Ausbaupläne müssen auf den Prüfstand gestellt werden

Durch das menschliche Wirken wurden die Oder und ihre Aue in den letzten Jahrhunderten stark verändert. Diese Veränderungen hatten erheblichen Einfluss auf ökologisch sensible und zugleich fischereilich wertvolle Langdistanz-Wanderfischarten wie den Stör, Neunaugen oder Lachs sowie auf Aue-Arten wie Hecht und Quappe. Das geht aus einer Studie des Potsdamer Instituts für Binnenfischerei (IfB) hervor, die das Umweltministerium Brandenburg vorgestellt hat. Die ursprüngliche biologische Produktionsfähigkeit des Stromgebietes ging durch die umfangreichen, ausbaubedingten Abtrennungen der Auegewässer verloren. Wo die Oder einst über 1.000 Fischern und ihren Familien ein Leben ermöglichte, seien es heute noch zwölf.

Für Brandenburgs Umwelt- und Agrarminister Axel Vogel dokumentiert die Studie den ökologischen Wert, den die Stromlandschaft der Oder nach wie vor habe. „Sie verdeutlicht – auch im Rückblick auf die Oder-Katastrophe von 2022 – zugleich, wie wichtig es ist, die natürliche Widerstandskraft des Stromes und seiner Auen zu stärken“. Deshalb müssten auch die aktuellen Ausbaupläne für diesen bedeutenden Lebensraum auf den Prüfstand gestellt werden. Die Studie bilde für das Land Brandenburg nun eine weitere wesentliche Grundlage für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie und eine Bewertung des weiteren Oder-Ausbaus.

„Oder zählt immer noch zu den fisch- und auenökologisch bedeutsamsten Strömen Deutschlands und Polens“

„Trotz der vielfältigen Eingriffe haben sich an und in der Oder bis heute sehr schützenswerte Lebensgemeinschaften und Ökosysteme erhalten – nicht zuletzt, weil die Oder der letzte große mitteleuropäische Strom ist, der auf über 500 Kilometern Länge ohne Wanderhindernisse frei ins Meer fließt“, erklärte Vogel. Die Oder zähle immer noch zu den fisch- und auenökologisch sowie auch fischereilich bedeutsamsten Strömen Deutschlands und Polens. „Diesen Schatz gilt es zu bewahren und weiter an der Verbesserung des ökologischen und chemischen Zustands zu arbeiten.“

Das Brandenburger Umwelt- und Agrarministerium hat die Studie „Entwicklung, Nutzung und Schutz der Fischfauna in der   Brandenburgischen Oder“ nach eigenen Angaben mit etwa 100.000 Euro aus der Fischereiabgabe unterstützt. Die Daten haben das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Oderfischer und der Nationalpark Unteres Odertal zusammengestellt. hat eine Studie am Potsdamer Institut für Binnenfischerei e.V. (IfB) zur Erfassung historischer und aktueller Fischdaten an der Oder unterstützt.

Noch 42 von 51 einheimischen
Fischarten präsent

„Von 51 historisch nachgewiesenen einheimischen Fischarten sind heute noch 42 Arten im deutschen Oder-Einzugsgebiet präsent“, erklärte IfB-Direktor Uwe Brämick zur Analyse. Bei den typischen Fließgewässer- und Aue-Arten zeigten sich jedoch deutliche ökologische Defizite. Die Studie habe seit 2021 historische und aktuelle Fischdaten an der Oder erfasst. Sie liefere Referenzdaten sowohl für die Bewertung von Folgen des geplanten Ausbaus, als auch für die Beeinträchtigung und zukünftigen Entwicklung der Fischbestände nach dem Fisch- und Muschelsterben vom August 2022.

Mit der Veröffentlichung der Studie soll auch nach den Aussagen des Umweltministeriums die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Fischdiversität der Oder und den drohenden Verlust gerichtet werden. So solle eine umfassende, länderübergreifende Neubewertung der Umweltauswirkungen der bisherigen Planungen und ein ressortübergreifender, verantwortungsbewusster Umgang mit dem Fluss als natürliche Ressource und Lebensraum angeregt werden.             

Das Ministerium weist darauf hin, dass seit einigen Jahren versucht wird, den Ostseestör in der Oder wieder anzusiedeln. Und auch um das Leben von Ostsee-Schnäpel, Lachs, Meerforelle, Zährte, Barbe, Quappe und Aal werde seit Jahren auf deutscher und polnischer Seite gekämpft. Mit dem Stromgründling, dem Baltischen Goldsteinbeißer oder der invasiven Schwarzmundgrundel tauchten in den letzten Jahren neue Arten auf.

Im Sommer vergangenen Jahres verendeten in der Oder Hunderte Tonnen Fische und Weichtiere. Fachleute gehen davon aus, dass hoher Salzgehalt, Niedrigwasser, hohe Temperaturen und das Gift einer Algenart wesentliche Ursachen für das Fischsterben waren. Das Fischsterben sorgte dafür, dass die Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern zunächst deutlich schwieriger wurde.

Die Studie „Entwicklung, Nutzung und Schutz der Fischfauna in der Brandenburgischen Oder“ finden Sie hier: link.euwid.de/8hteg

 

- Anzeige -

- Anzeige -