Umweltorganisationen: Neuausrichtung im Umgang mit der Elbe notwendig

Tiefenerosion und fehlender Wasserrückhalt verschärfen Trockenheit

Einen Paradigmenwechsel im Umgang mit der Elbe und ihrer Flusslandschaft fordern die Umweltorganisationen Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), NABU, WWF und die Bürgerinitiative Pro Elbe in ihrer gemeinsamen „Dessauer Elbe-Erklärung“. Vorrangig gelte es, das Naturerbe Elbe – die Auen und die Flusslandschaft – sowie das Kulturerbe zu sichern, heißt es in der Erklärung. Zudem müssten endlich Maßnahmen ergriffen werden, die den Wasserhaushalt und die Ökologie an der Elbe deutlich verbessern.

Die auf 600 Kilometer frei fließende Elbe und ihre Flusslandschaft seien ein Hotspot der biologischen Vielfalt, so die Verbände. Ihre Auen speicherten ähnlich wie Moore CO2, senkten Hochwasserrisiken und seien nicht zuletzt als Erholungsraum wegen ihrer ursprünglichen Natur von unschätzbarem Wert. Doch bislang seien die Elbe und ihre Flusslandschaft in einem besorgniserregenden Zustand, heißt es in dem Thesenpapier der Umweltorganisationen.  

Flusslandschaft und
Elb-Auen trocknen aus

Die Flusslandschaft und Elb-Auen trockneten aus, und durch den Wassernotstand der letzten Jahre sei die Elbe als eine der letzten großen, naturnahen Flusslandschaften Europas in Gefahr. Es bestehe daher dringender Handlungsbedarf, um die biologische Vielfalt zu sichern und die ökologischen Funktionen wiederherzustellen.  

Tiefenerosion stoppen
und Sohle wieder anheben

Die Trockenheit als eine Folge der Klimakrise werde verschärft durch die fortschreitende Tiefenerosion der Elbe und durch fehlenden Wasserrückhalt in der Landschaft - beides Folgen von Flussausbau und Entwässerungsmaßnahmen. Um den natürlichen Wasserspeicher Aue und Landschaft wieder zu reaktivieren, muss dem Thesenpapier zufolge vor allem die Tiefenerosion gestoppt und die Sohle wieder angehoben werden, wie es auch das Gesamtkonzept Elbe (GKE) (EUWID 16.2017) vorsehe. Die im GKE angekündigten ökologischen Maßnahmen kommen den Verbänden zufolge allerdings kaum voran.

Unter anderem aufgrund von Laufverkürzungen und der Festlegung des Flussbettes gräbt die Elbe sich zwangsweise immer tiefer in ihr Bett aus Sand ein, stellen die Verbände fest. Schon bis zu zwei Meter sei der Wasserspiegel in einigen Abschnitten in den letzten 130 Jahren gesunken – mit fatalen Folgen für die Umwelt. Mit dem Wasserspiegel des Flusses sinke auch das Grundwasser in den Elbauen. Das trage dazu bei, dass sowohl ökologisch wertvolle Auenwälder als auch kulturell bedeutende Flusslandschaften wie das UNESCO-Welterbe Dessau-Wörlitzer Gartenreich immer weiter austrocknen.

Ökologische Maßnahmen
zügig umsetzen

Obwohl der Schutz der Flusslandschaft für die Region entlang des Flusses große Chancen biete, seien die notwendigen Anstrengungen dazu bislang nicht angegangen. Auch das Gesamtkonzept Elbe, das als Grundlage für das Verwaltungshandeln der Landes- und Bundesbehörden in den kommenden 20 bis 30 Jahren die Schifffahrt mit dem Erhalt des Naturraums in Einklang bringen soll, habe bis heute nicht die versprochene Kehrtwende gebracht. Ökologische Maßnahmen müssten jetzt zügig umgesetzt werden, fordern die Verbände. Dabei gelte es, geänderte Rahmenbedingungen, wie Klimafolgen, zu beachten und Zielkonflikte zu bearbeiten.  

Moratorium für Maßnahmen
zur Verbesserung der
Schifffahrtsverhältnisse

Das verkehrspolitische Ziel, mehr Güter auf den Fluss zu bringen, sei nicht erreicht worden, heißt es in dem Papier weiter. Darauf hat kürzlich bereits das Aktionsbündnis Lebendige Tideelbe, dem ebenfalls BUND, Nabu und WWF angehören, hingewiesen. Die umfangreichen Baumaßnahmen, die keine verlässlich planbare Schiffbarkeit des Niedrigwasserflusses Elbe zwischen deutsch-tschechischer Grenze bis Geesthacht kurz vor Hamburg ermöglichten, gingen mit einer ökologischen Verschlechterung einher. Daher sei bis zur Evaluierung und anschließenden Neuausrichtung des Gesamtkonzepts Elbe ein Moratorium für Planung und Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung der Schifffahrtsverhältnisse notwendig, fordern die Verbände. 

Gütertransporte auf der Elbe seien seit Jahrzehnten rückläufig und inzwischen nur noch marginal, so die Verbände. Der Transport von Gütern auf dem Fluss sei um über 90 Prozent auf weit unter 0,2 Mio. Tonnen pro Jahr eingebrochen: 2022 seien schätzungsweise nur noch ca. 0,1 Mio. Tonnen auf der Elbe transportiert worden - die zuständige Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) habe angegeben, die Daten personalbedingt nicht mehr erheben zu können. 

Das Thesenpapier „Dessauer Elbe-Erklärung“ finden Sie hier: link.euwid.de/2k687

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