Deutschland hat in den letzten zwanzig Jahren 760 Mio. Tonnen Wasser pro Jahr verloren

Studie des GFZ: Wasserspeicher um 15,2 Kubikkilometer abgenommen

Deutschland hat im Durchschnitt in den vergangenen 20 Jahren jedes Jahr 760 Millionen Tonnen Wasser verloren – sei es durch abnehmende Bodenfeuchte, schwindendes Grundwasser, abgeschmolzene Gletscher oder gesunkene Wasserspiegel. Das geht aus einer Studie über die Jahre von 2002 bis 2022 hervor, die das Deutsche GeoForschungsZentrums (GFZ) gemeinsam mitder Universität Bonn und dem Forschungszentrums Jülich erstellt und in der der Fachzeitschrift „Hydrologie & Wasserbewirtschaftung (HyWa)“ veröffentlicht hat. Der gesamte Wasserspeicher habe in den zwei Jahrzehnten um zusammengerechnet 15,2 Kubikkilometer abgenommen.

Das Team unter der Leitung von Andreas Güntner vom GFZ hat nach eigenen Angaben erstmals für Deutschland einen detaillierten Überblick über die von den Satelliten gemessenen Änderungen des Gesamtwasserspeichers der letzten zwanzig Jahre veröffentlicht. Der Wasserverbrauch aller Sektoren – Industrie, Landwirtschaft, Privathaushalte – in Deutschland beträgt den Angaben zufolge rund 20 Kubikkilometer pro Jahr. Um verlässlich einen Trend abschätzen zu können, sei der Zeitraum jedoch zu kurz und zu stark von verschiedenen Extremen geprägt, schreiben die Forschenden.

Defizite der Wasserspeicherung
nicht auszugleichen

Leitautor Güntner gibt zu bedenken: „Die Beobachtungen aus allen Datensätzen zeigen, dass ein Jahr mit höheren Niederschlägen wie 2021 nicht ausreicht, um die Defizite der Wasserspeicherung, die sich über den längeren Zeitraum angesammelt haben, wieder auszugleichen.“

Auch bei Prognosen raten die Forschenden zur Vorsicht. Mitautorin Helena Gerdener von der Universität Bonn mahnt: „Da es in den zwanzig Jahren der bisherigen Datenerhebung einige auffällige Extreme gegeben hat, ist eine Aussage zu einem langfristigen Trend nur schwer zu treffen.“

Umso wichtiger sei die Kontinuität der Messreihe, schreiben die Forschenden. Eine Fortsetzung der GRACE- und GRACE-FO-Missionen wird bereits geplant und soll 2028 ins All starten.

Unterschiede in der
Auswertung der Daten

Für die Auswertung der Daten – sowohl was die Bestimmung des Schwerefeldes betrifft als auch daraus abgeleitet die Bestimmung der gespeicherten Wassermassen – müsse eine ganze Reihe von störenden Effekten herausgerechnet werden. So seien die 300 mal 300 Kilometer messenden Datenflächen naturgemäß nicht scharf abgegrenzt, denn der Einfluss der Schwerkraft auf die Satelliten lasse sich nicht auf klar definierte Segmente der Erde zurückführen wie etwa bei einem Satellitenbild. Das zeige sich etwa darin, dass der Schwerefeldeffekt abschmelzender Alpengletscher auch die Messungen für die Wasservorkommen im Alpenvorland überlagert: Wenn die Gletschermassen schwinden, sehe es für die Satelliten so aus, als ob auch weiter entfernte Wassermassen verschwunden seien.

Außerdem ändere sich das Schwerefeld der Erde auch, ohne dass sich akut Wassermassen verändern. Ein solcher Effekt ist beispielsweise, dass sich in manchen Regionen nach dem Verschwinden der eiszeitlichen Gletscher heute noch die Erdkruste hebt, schreiben die Forschenden.

Je nach Prozessierungsmethoden und korrigierenden Faktoren ergeben sich leicht unterschiedliche Werte für das Schwerefeld und dessen Variationen. Die Forschenden nutzten für ihre Studie vier Datenreihen: die GFZ-eigene, eine aus mehreren Datenreihen berechnete Kombinationslösung der Uni Bern (COST-G), eine der Universitäten Graz und Bonn (ITSG/UB) und eine vom Jet Propulsion Laboratory der NASA (JPL Mascons). Zusätzlich nutzten sie den Angaben zufolge Niederschlagsdaten und Computermodelle des FZ Jülich, die die Veränderung des Gesamtwasserspeichers simulierten.                                                

Die Publikation „Veränderungen der Wasserspeicherung in Deutschland seit 2002 aus Beobachtungen der Satellitengravimetrie“, Hydrologie & Wasserbewirtschaftung, 67 finden Sie hier: link.euwid.de/pr8sm

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