LMBV: Verwertung von Eisenhydroxid-Schlämmen stößt an Grenzen

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Seit mehr als 150 Jahren wird im Lausitzer Revier im Südosten Brandenburgs und Nordosten Sachsens Braunkohle abgebaut. Der damit verbundene massive Eingriff in die Bodenstrukturen hat zu einer Verockerung der Fließgewässer, also zu einer Braunfärbung durch Eisenhydroxid, geführt. Im Sinne der Wasserqualität werden von der Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) daher seit Jahren enorme Mengen Eisenhydroxidschlamm (EHS) ausgebaggert. Diese lassen sich zwar auf verschiedene Weisen verwerten. Allerdings sind der EHS-Verwertung auch Grenzen gesetzt, wie die LMBV auf einer von ihr ausgerichteten Themenwerkstatt betonte. Als Lösung für das Entsorgungsproblem plant der von Bund und Ländern mit der ostdeutschen Bergbausanierung beauftragte Projektträger daher den Bau einer EHS-Monodeponie.

Ein Unternehmen, das sich mit der Verwertung von Eisenhydroxid beschäftigt, ist die Produktions- und Umweltservice GmbH (PUS) aus Lauta. Laut LMBV präsentierte das Unternehmen auf der Veranstaltung verschiedene Einsatzmöglichkeiten, etwa in Biogasanlagen, wo das Eisenhydroxid aufgrund seiner hohen Bindungsfähigkeit hilfreiche Dienste bei der Entschwefelung, Anlagenstabilisierung und Schaumbekämpfung leisten könne.

Nur ein Sechstel des EHS-Aufkommens ist wirtschaftlich verwertbar

Zur Herstellung der entsprechenden Produkte, die PUS weltweit als Pulver, Granulat oder Pellets vertreibt, brauche das Unternehmen allerdings Eisenhydroxid in hoher Reinheit, wie PUS-Geschäftsführer Matthias Leiker betonte. Um künftig die EHS-Schlämme aus dem Verantwortungsbereich der LMBV nutzen zu können, seien daher Investitionen in der Grubenwasserbehandlungsanlage der Bergbaugesellschaft LEAG in Schwarze Pumpe geplant, informierte Sven Radigk, Leiter der LMBV-Projektgruppe „Gewässergüte Fließgewässer Lausitz“. Aber auch die Verwertung in den PUS-Produkten sei nur eine Zwischenlösung, so Leiker. Denn nach mehreren Einsatzzyklen seien auch die EHS-Produkte gesättigt und müssten fachgerecht beseitigt werden.

Zudem verwies die LMBV auf das „schiere Mengenproblem“ und den hohen finanziellen Aufwand für die Extraktion des Eisenhydroxids im Zuge der Wasserbehandlung. Der bundeseigene Projektträger schätzt, dass nur rund 10.000 Tonnen der jährlich in der Lausitz durchschnittlich anfallenden 60.000 Tonnen EHS wirtschaftlich verwertbar sind.

LMBV plant EHS-Monodeponie mit 1,7 Mio. Kubikmeter Verfüllvolumen

Nach Prüfung verschiedener Entsorgungsoptionen und Durchführung einer Machbarkeitsstudie favorisiert die LMBV als „Ultima Ratio“ daher schon seit mehreren Jahren die Errichtung einer eigenen EHS-Monodeponie am Standort Kostebrau im Süden Brandenburgs. Auf ca. 13 Hektar soll hier eine Deponie der Klasse I (DK I) mit einem Verfüllvolumen von etwa 1,7 Mio. Kubikmetern entstehen, auf der EHS-Schlämme aus einem Umkreis von bis zu 70 Kilometern abgelagert werden sollen. Die Inbetriebnahme ist für Mitte der ersten Hälfte der 2030er Jahre anvisiert.

Davor steht aber noch ein mehrjähriges Planfeststellungsverfahren, gegen das sich bereits Widerstand formiert hat. So nahmen auf der LMBV-Veranstaltung auch Vertreter der Kostebrauer Bürgerinitiative gegen die EHS-Monodeponie teil. Worum es dieser gehe, brachte eine Kostebrauerin laut LMBV wie folgt auf den Punkt: „Wir haben nichts gegen eine Deponie. Wir verstehen schon, dass das Thema ernst ist. Aber wir wollen sie nicht bei uns.“

Laut einem auf der LMBV-Homepage skizzierten Zeitplan soll bis Ende Juni dieses Jahres die Grundlagenermittlung für die geplante Deponie fertig gestellt sein. Danach folgen die Vorplanung, das Scoping-Verfahren mit Beteiligung der Träger öffentlicher Belange, die Umweltverträglichkeitsprüfung und die Entwurfsplanung. Den Antrag auf Planfeststellung werde man frühestens Ende 2026 einreichen. Die Finanzierung des Deponieprojekts erfolge im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe vom Bund und den betroffenen Braunkohleländern über das Verwaltungsabkommen Braunkohlesanierung.

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