Altlast Dethlinger Teich: Sanierung verschiebt sich

Die millionenteure Sanierung des Dethlinger Teichs bei Munster verzögert sich wegen Lieferschwierigkeiten und soll nun im Oktober beginnen. „Wir wollten schon eher anfangen, aber nun fehlt eine Schutzbelüftungsanlage“, sagte Carsten Bubke, Umwelttechniker des Heidekreises und Experte für Sprengstoffe. Mehr als 100.000 verschiedene Kampfmittel könnten in dem verseuchten Teich lagern.

In einer überdimensionalen Bergungshalle werden derzeit Glasfaserleitungen gelegt, damit dort 50 Kameras in Betrieb gehen können. Zu den Vorbereitungsarbeiten gehört auch das Abtragen der unbelasteten Schicht aus Mineralien und Fräsgut - chemischer Stoff darf nicht nach außen dringen.

Bis Oktober soll an der Ausbildung und Teambildung der Mitarbeiter gearbeitet werden. Ein Baggerfahrer holt dann die Munition heraus, ein Truppführer und ein Helfer bergen das Material. Die Kampfmittel-Spezialisten, die von Hand ihre Arbeit verrichten, also jedes der geschätzten 30.000 Kampfmittel in der Hand haben werden, sind durch Schutzanzüge und Atemschutzmasken vor giftigen Gasen geschützt.

Ausgehend von der Kapazität der in Munster ansässigen bundeseigenen Gesellschaft zur Entsorgung chemischer Kampfstoffe und Rüstungs-Altlasten (Geka) sind die Arbeiten zunächst für einen Zeitraum von fünf Jahren geplant. An 180 Tagen im Jahr wird die Munition gefördert.

Eine erste Kostenschätzung des Heidekreises 2015 ergab Gesamtkosten von 50 Millionen Euro für die Sanierung dieser bundesweit einmaligen Rüstungsaltlast. Wegen gestiegener Kosten und unter der Annahme, dass sämtliche Teichinhalte entsorgt werden müssen, liegen die Gesamtkosten inzwischen bei bis zu rund 80 Millionen Euro.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Teich zugeschüttet worden. Eine Untersuchung eines benachbarten Grundgewässers hatte eine massive Belastung mit Kampfstoff-Abbauprodukten ergeben. Bei der Erkundung des Teichs zwischen September 2019 und April 2020 an drei Teilflächen wurden insgesamt 2.552 Teile Kampfstoffmunition geborgen. Tausende von Granaten wurden bereits aus dem Boden geholt.

„Zu Kriegszeiten hat die Wehrmacht die Waffen dort entsorgt, danach die Briten und bis 1952 dann die niedersächsische Polizei. Sie hat das Beutelager auf dem Truppenübungsplatz Munster Nord geräumt“, erklärte Sprengstoff-Experte Bubke. (dpa)

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