VSR: Zu hohe Nitratwerte auch im Brunnenwasser

Nicht nur an den offiziellen Messstellen im Grundwasser, auch in Brunnenwasser werden häufig die Grenzwerte für Nitrat überschritten. Wie der Umweltverein VSR Gewässerschutz mitteilte, wurden seit Jahresbeginn bei zahlreichen Proben unter anderem in den sachsen-anhaltischen Landkreisen Börde und Harz erhöhte Nitratwerte auch im Brunnenwasser festgestellt. „Das bedeutet Einschränkungen für die Nutzung im Garten“, sagte Sprecher Harald Gülzow. Ab einem bestimmten Wert sollten mit dem Wasser dann keine Teiche mehr befüllt oder Gemüse gegossen werden.

Die Umweltorganisation hat nach eigenen Angaben bei ihren Brunnenproben teilweise Werte von mehr als 150 mg/l festgestellt. Laut EU gilt ein Grenzwert von 50 mg/l. Auch beim Brunnenwasser werde die Nitratbelastung insbesondere durch den übermäßigen Einsatz von Dünger auf Ackerflächen verursacht, heißt es seitens der Umweltorganisation.

Erst Anfang Juni war Deutschland im Streit über nitratbelastetes Wasser einer Millionenstrafe der EU entgangen. Der Europäische Gerichtshof hatte Deutschland bereits 2018 wegen der Verletzung von EU-Recht verurteilt, weil die Regierung über Jahre zu wenig gegen Nitrate im Grundwasser unternommen hatte. Erst diesen Sommer teilte die EU-Kommission mit, dass die von Bund und Ländern erlassenen Regeln EU-Recht entsprächen.

Anfang des Jahres hatte auch Sachsen-Anhalt reagiert und fast doppelt so viele Agrarflächen wie bisher als mit Nitrat belastet ausgewiesen. Agrarbetriebe, die solche Flächen bewirtschaften, müssen verschärfte düngerechtliche Anforderungen einhalten. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums sind rund zwölf Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Sachsen-Anhalt als sogenannte „rote Gebiete“ mit erhöhten Nitratwerten eingestuft.

Dass auch nach der Gesetzesänderung noch erhöhte Nitratwerte gemessen worden sind, verwundert das Ministerium nicht. Grundwasser reagiere auf Änderungen oft nur sehr langsam, teilte ein Sprecher mit. Es könne Jahrzehnte dauern, bis sich Änderungen bei der Bewirtschaftung in den Grundwasserwerten niederschlagen.

Das Umweltbundesamt (UBA) in Dessau ist über das Ende des EU-Verfahrens gegen Deutschland nicht glücklich. Es bleibe zu hoffen, dass der politische Handlungsdruck nicht nachlasse, um die Nitrateinträge weiter zu reduzieren, sagte Falk Hilliges vom UBA. „Aktuell sehen wir zwar leichte Verbesserungen, aber der Anteil der Messstellen, an denen die Grenzwerte überschritten werden, ist weiter deutlich zu hoch.“ (dpa/EUWID)      

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